Dennis, 27: Vier in 15 Minuten unter „Highway-to-Hell“

Dennis, 27: Vier in 15 Minuten unter "Highway-to-Hell"

So, da mir diese Seite sehr mit den Infos und Erfahrungsberichten geholfen hat, will ich nun einen ebensolchen verfassen.

Ich habe mir selbst vorab eigentlich nachdem der Termin feststand keine großen Gedanken gemacht, allerdings kam es mir bei den Reaktionen und Stories aus meinem Umfeld teilweise vor das ich eine OP am offenen Herzen vor mir hatte. Was grausige Geschichten angeht – in einer solchen Situation sehr hilfreich. Genauso auch die schönen Ausschmückungen des Chirugen von eventuellen Komplikationen. Manche Menschen haben eine komische Art einem Mut zu machen.

Dennoch ging es (auch dank dieser Seite) recht unverzagt am Montag Nachmittag zum Oralchirugen. Verkehr war ruhig das die eingeplante Zeit viel zu lange war und ich wiederrum viel zu früh schon in der Mittagspause aufschlug und dort erstmal in einem ausgestrobenem Wartezimmer Platz nehmen konnte. Aber ich hatte Musik und etwas zu Lesen dabei und konnte mich so einigermaßen ablenken. Nach einer dreiviertelstunde kamen die Ärzte dann auch wieder von der Mittagspause und kurz darauf wurde ich ins Behandlungszimmer gerufen. Ich hatte irgendwie einen größen Operations-Saal oder ähnliches erwartet bei den Ausmaßen der Praxis und den blutigen Erzählungen vorab, das kleine Behandlungszimmer enttäuschte mich da fast etwas. Aber es hatte auch eine beruhigende Wirkung in einem ganz normalen Zahnarztstuhl behandelt zu werden.

Da ich mich für eine lokale Betäubung entschieden hatte (eine Narkose und deren mögliche Nebenwirkungen hätte mich noch viel Nervöser gemacht – außerdem wollte ich das Geld lieber in eine Digicam stecken) gab es kurz darauf vom Chirugen 8 Spritzen an die verschiedensten stellen und zwar *Zack*, Zack, Zack , Zack*. Obwohl weder vorher gekühlt oder sonstwas wurde tat keine davon ansatzweise weh, bei jeder Spritze in den Arm hätte ich mehr gejammert. Dann 5 Minuten die Betäubung wirken lassen, die Musik angestellt (ein schöner ACDC-Mix mit „Hgh_Way-To-Hell“ und ähnlichen Klassikern sollte den Knochenbohrer etc. übertönen) und schon ging es los.

Und zwar im Sauseschritt. Die oberen hatte der erfahrene Chirug recht schnell brachial entfernt und mir blutig vor die Nase gehalten. Nur die unteren weigerten sich zuerst strikt aus der Mundöhle zu kriechen. Beim rechten wurde minutenlang gezogen und gezerrt, ein merkwürdiges Gefühl im tauben Kiefer. Nicht wirklich angenehm aber auch nicht schmerzhaft. Als er ihn nach langem ringen endlich hatte entschuldigte er sich kurz bei mir ( aber ich war sowieso gerade bei „T.N.T“ angelangt und versuchte mich mehr auf die Musik zu konzentrieren )und setzte noch kurz einmal den Bohrer an um die letzten Knochenstücke zu entfernen.

Beim anderen ging er dann anders vor und zertrümerte den Zahn im vorfeld und holte diesen dann Stück-für-Stück und unter eifrigem Einsatz des Bohrers aus dem Kiefer. Ich selbst war dabei schon etwas entspannter, wusste ich ja nun, das 3/4 geschafft waren. Vielmehr sorgte ich mich mehr, was es nach diesem Gezerre wohl für Schwellungen und Schmerzen im Nachhinein auf mich zukommen würden. Unbegründet wie sich später herausstellen würde. Es wurde noch genäht und irgendwelche Flicken eingesetzt.

Kurz darauf war er fertig, verabschiedete sich und ging vermutlich zum nächsten Opfer. Erstaunt stellte ich mit Blick auf die Uhr fest das er für das entfernen aller 4 Zähne nur etwa 15 Minuten gebraucht hat, das war ja schon Akkordarbeit. Ich lies mir die Beißerchen in die Hand drücken, durfte kurz danach wieder aufstehen und überraschte so auch meinen Fahrer, der auch mit einer weitaus längeren Op-Dauer gerechnet hatte.

Die Betäubung hielt noch einige Stunden an, sicherheitshalber hatte ich mir aber noch ein leichtes Schmerzmittel geholt. Praktischerweise ein Ibuprofen-Saft der direkt via Spritze in den Mund geschossen werden konnte. Nicht schlecht wenn der Mund kaum aufgeht.

Als schwierig stellte sich nachher noch das entfernen der Tamponade heraus. Die war so tief reingerutscht das ich sie nur mit einer Pinzette und einer Taschenlampe wieder ausgraben konnte. Ansonsten blutete es zwar noch bis zum zweiten Tag, aber Dank der Schmerzmittel hatte ich keinerlei Schmerzen und konnte so Putzmunter etwas Gitarre spielen, fernsehen und die entommenen Beißerchen vom Blut entfernen und begutachten. Mordsdinger.
Der Mund schwellte bis zum zweiten Tag weiter an, verfärbte sich aber kaum und man musste schon sehr genau hinsehen damit man erkennen konnte das da was nicht stimme.

Nu das Essen war etwas nervig. Man hat irgendwie einen mörderischen Hunger wenn man sich plötzlich nur von Suppe, gematschten Bananen und Apfelmus ernähren konnte. Ich habe fast nonstopp nur gegessen, aber halt im Schneckentempo.

Ab dem dritten Tag war aber feste nahrung weider möglich und in der drauffolgenden Woche wurden mir die Fäden gezogen. Auch absolut schmerzfrei.

Ansonsten hat sich eine Spritze mit etwas Mundwasser zum reinigen der „Löcher“ gut geeignet. Denn manchmal ist es echt schwierig da mit einem Zahnstocher hinzukommen. Und es ist unfassbar was sich da alles absetzt.

Insgesamt also nicht einmal annäherend so schlimm wie es von den meisten Bekannten berichtet wird. Aber es war ja auch schon immer so das Geschichten gerne mal etwas ausgeschmückt werden. Lasst euch nicht Bange machen!



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