Niklas, 19: Nicht schlecht, nicht gut, aushaltbar

Niklas, 19: Nicht schlecht, nicht gut, aushaltbar

Hey,
da ich auf dieser Seite einige nützliche Tipps fand, dachte ich mir, ich „gebe mal was zurück“ und berichte von meiner Weisheitszahn-OP.
Ich werde recht detailliert schreiben und es wird gut lang werden, weil ich selbst auf einige Dinge stieß, wozu ich im Internet nichts fand und die ich hiermit vielleicht für andere aufklären kann.
Ich war durch einen Umzug zum ersten Mal in einer anderen Zahnarztpraxis als sonst, wo ich dann wegen der WHZ gleich mal geröntgt wurde. Da ich vorher schon eine Zahnspange hatte und nun die Zähne sich durch die WHZ langsam verschieben, wurde mir empfohlen, die unteren auf jeden Fall entfernen zu lassen, und angeboten, auch die oberen gleich mit zu machen, da diese sonst „nach unten wandern“ könnten, wurde mir gesagt. Außerdem bot dieser Zahnarzt ausschließlich das Entfernen auf der linken und rechten Seite in 2 Sitzungen an.
Zur Lage der WHZ ist zu sagen, dass die oberen schon vollständig draußen waren, die unteren eigentlich auch, jedoch hatten diese noch eine fast vollständige „Haube“ aus Zahnfleisch (welche auch zu Problemen führen kann, was ein weiterer Grund war.
Ich entschied mich also, alle 4 in 2 Sitzungen unter lokaler Betäubung rausnehmen zu lassen und vereinbarte gleich den 1. Termin (Mitte Februar) an einem Freitag um 12 Uhr.
Meine Aufregung vor dem 1. Termin hielt sich eigentlich in Grenzen, weil der neue Zahnarzt sehr professionell wirkte.
Dort angekommen beschloss ich dann mit dem Zahnarzt, zuerst die rechte Seite zu machen.
Ich lag dann also auf dem Stuhl und wurde zuerst mit 2 Spritzen unten betäubt (von denen spürte ich sogar fast gar nichts) und 5 Minuten später mit 1 Spritze oben (die war leider recht unangenehm).
Dann ging es eigentlich auch schon los, ich bekam ein steriles Tuch über Brust und Hals gelegt und es wurde mit der unteren Seite begonnen. Ich hatte zwar das Gefühl, dass mein Mund eigentlich gar nicht wirklich taub ist, aber die wichtigen Stellen waren es wohl auf jeden Fall, denn Schmerzen spürte ich keine.
Zuerst wurde also das Zahnfleisch aufgeschnitten und etwas zur Seite geschoben. Dabei spürte ich eigentlich nur den Druck ein bisschen. Anschließend ging es ans Ziehen des Zahnes selbst, was schon ziemlich drückte, aber schmerzhaft war es eigentlich nicht und es ging dann doch recht schnell. Die Wunde wurde dann mit 3 Stichen zugenäht.
Dann ging es auch schon an den Zahn oben rechts, da wurde soweit ich mitbekam nur der Zahn gezogen und nicht geschnitten oder so. Diese Wunde wurde dann auch mit 1 Stich zugenäht.
Das ganze hat wohl so in etwa 10-15 Minuten gedauert.
Mir ging es dann eigentlich auch recht gut, die untere Lippe war eben nur bisschen taub. Ich bekam was zu trinken und sollte noch bisschen sitzen bleiben wegen des Kreislaufes. Zudem wurde mir gesagt, ich solle die nächsten 2 Tage (ja, Tage!) keinen Sport machen, aber auf die Idee wäre ich eh nicht gekommen.
Antibiotika oder Schmerztabletten oder sonst irgendwas bekam ich nicht.
Ich machte dann noch einen Termin zum Fädenziehen eine Woche später und fuhr mit der Bahn nach Hause.
Dort angekommen war eigentlich erst einmal alles Ok, durch die Betäubung hatte ich keine Schmerzen.
Ich kühlte die Backe etwas mit einem nassen Waschlappen, den ich alle 15 Minuten wieder mit kaltem Wasser abkühlte, denn so langsam begann die Schwellung und auch Schmerzen begannen mit der nachlassenden Betäubung. Vor allem drückte meine Zunge bei jedem Schlucken irgendwie gegen die Wunde, wobei immer wieder Blut aus der Wunde kam. Nach einer Schmerztablette (Paracetamol 500mg) waren dann zumindest die Schmerzen aushaltbar. Ich hatte den Fehler gemacht, vor der OP nichts zu essen, hatte aber auch jetzt dann keinen Hunger mehr, also einfach den ganzen 1. Tag gar nichts gegessen, trank nur bisschen Wasser und kalten Kamillentee. Auch Zähne geputzt habe ich an diesem 1. Tag Abends nicht. Ich ging früh schlafen, nahm vorher noch eine Schmerztablette, wachte aber leider immer mal wieder auf, weil es eben doch noch schmerzte. So von 3 Uhr nachts bis irgendwann um 10 oder so schlief ich aber dann durch und wachte ohne größere Schmerzen wieder auf. Ich konnte dann auch frühs vorsichtig Zähne putzen und ernährte mich hauptsächlich von Suppe, Soja-Jogurt, Apfelmus und Soja-Pudding und trank Wasser, Kamillentee und Schoko-Sojamilch.
Die Schwellung würde ich so als „mittel“ beschreiben, die Backe verfärbte sich so ein wenig grünlich bis gelb (aber kaum sichbar). Am 2. Tag abends und am 3. Tag (Sonntag) stellte ich dann mit Sorge fest, dass sich ein kleiner weißer Klumpen auf der Wunde bildet. Es schmerzte aber gar nicht mehr, sodass ich nicht davon ausging, dass es sich entzündet hatte, und nicht  den Zahnarzt kontaktierte.
Am 4. Tag war die Schwellung dann eigentlich weitestgehend weg, konnte den Mund wieder weit genug öffnen, um mit einem Esslöffel zu essen und konnte auch ungetoasteten Toast mit Nuss-Nougat-Creme essen. Sogar Reismilchschokolade mit Keksstücken konnte ich langsam im Mund zergehen lassen (wenn schon „krank sein“, dann es sich auch gutgehen lassen :D). Ich konnte am 4. Tag auch wieder einigermaßen normal reden, nur lachen tat immer weh (das auch noch bis zum 7. Tag, wenn ich es zu sehr übertrieb). An diesem Tag holte ich mir dann auch Chlorhexamed gegen den Mundgeruch, der eben durch das nicht wirklich gründlich Zähne putzen können immer mal wieder da war. Ich nahm das auch eigentlich immer nur dann, wenn über den Tag so ein komischer Geschmack im Mund war.
Wirklich festes Essen habe ich bis zum Fädenziehen eigentlich komplett gemieden, größtenteils aß ich eben Suppe, auch mit Nudeln und so. So ca. am 6. Tag oder so war dann auch plötzlich der Klumpen auf der Wunde verschwunden (dieser hatte sich noch verfärbt von weiß zu gelb bis bräunlich, schmerzte aber nie). Bis zum Fädenziehen am 8. Tag putzte ich sehr vorsichtig die Zähne (übrigens immer mit einer ganz normalen Zahnbürste, ging auch schon am 2. Tag), unten putzte ich immer mit Taschenlampe vorm Spiegel, oben nach Gefühl (oben die Wunde was aber irgendwie auch nicht wirklich empfindlich).
Beim Ziehen der Fäden (am 8. Tag = Freitag eine Woche nach der OP) fiel dem Zahnarzt auch nichts Besonderes auf, das Fäden rausnehmen selbst tat auch gar nicht weh, „zwickte“ nur kurz. Ich machte dann gleich den Termin für die andere Seite WHZ ziehen für 2 Wochen später.
Nach dem Ziehen der Fäden fühlte ich mich irgendwie beim Essen auch wieder sicherer und aß dann auch wieder Brot mit festerer Rinde usw. So richtig auf der Seite mit den Wunden kauen traute ich mich aber noch recht lange nicht, so bis 2 Wochen danach oder so. Bestimmt wäre es möglich gewesen, aber ich fühlte mich da bisschen unsicher. Sport (aber auch recht anstrengender der Puls und Blutdruck gut in die Höhe treibt) machte ich zum ersten Mal am 12. Tag danach und spürte dabei noch ein bisschen Druck in der Backe bei Belastung des Körpers (aber nicht schlimm). Beim Sport machen 2 Tage später war aber auch das dann weg.

Nun zum 2. Termin, Anfang März, Freitag 8:30 Uhr:
Da beim 1. Termin ja alles ganz gut verlief, ging ich recht gelassen an die 2. OP.
Auch hier lief am Anfang alles gleich ab mit der Betäubung, diesmal waren es aber 4 Spritzen, die alle ziemlich unangenehm waren (Zahnarzt meinte, dass das immer darauf ankommt, wie nah am Nerv er spritzt, den sieht er ja nicht).
Diesmal hatte ich aber beim Aufschneiden des Zahnfleisches und beim Wegschieben irgendwie ein anderes Gefühl, dass der Bereich da nicht ganz so taub ist wie beim 1. Termin. Leider musste diesmal auch der Knochen etwas weggefräßt werden, was zwar nicht wehtat, aber ein ziemlich ekliges Dröhnen im Kopf verursachte. Nun ging es ans Ziehen des Zahns und das tat diesmal leider ziemlich weh und war unangenehm. Ich war dann froh, als der Zahn endlich draußen war, die Wunde wurde vernäht und es ging an den oberen Zahn.
Ob hier geschnitten wurde, weiß ich leider auch nicht, aber auch hier tat das Ziehen irgendwie ziemlich weh und ich zitterte während der OP am restlichen Körper deshalb schon. Oben wurde dann nicht genäht, ich bekam einen Tupfer zum Draufbeißen, den ich ’ne halbe Stunde drin lassen sollte.
Diesmal blieb ich bisschen länger im Stuhl sitzen, weil ich mich dann doch selbst erstmal bisschen beruhigen musste, da ich durchgeschwitzt war und mein Herz raste. Also es war die ganze Zeit über einigermaßen aushaltbar, aber halt einfach sehr sehr unangenehm.
Ich fuhr also dann auch diesmal wieder mit der Bahn nach Hause. Dort angekommen bugsierte ich dann den Tupfer mit der Zunge irgendwie wieder aus dem Mund und begann gleich zu Kühlen.
Es blutete dann doch ziemlich stark und das von morgens bis so 21 Uhr Abends, sodass ich mir schon bisschen Sorgen machte.
Diesmal schwoll es merklich mehr an, ich nahm diesmal sofort zu Hause eine Schmerztablette und dann noch eine und noch eine vorm Schlafengehen. Es schmerzte dabei somit insgesamt bisschen weniger. Ich kühlte diesmal sogar mehr als nach dem 1. Termin. Naja, am 2. Tag wachte ich wieder komplett ohne Schmerzen auf, es blutete auch nicht mehr. Ich konnte wieder Zähne putzen und habe Soja-Jogurt, Tomatensuppe und Soja-Jogurt gegessen.
(Jetzt wird es bisschen eklig^^)
Mit der Taschenlampe fand ich am 2. Tag morgens heraus, dass sich ein relativ großer (ca. 2cm x 1cm x 0,5 cm) Blutklumpen auf der unteren Wunde gebildet hatte, der sich über die nächsten 2 Backenzähne erstreckte und mit der Zunge bewegt werden konnte. Bis zum Abend hatte dieser sich dann komplett weiß verfärbt, ich ging also davon aus, dass es wieder das gleiche Teil war wie beim 1. Mal, nur eben in groß.
Am 3. Tag ging die Schwellung dann schon wieder zurück und das Lachen funktioniert diesmal viel besser als nach dem 1. Termin (vllt. weil oben nicht genäht wurde?). Auch dieser Klumpen ging dann beim Essen am 3 Tag Abends wohl mit weg.
An Tag 4 habe ich mich dann wohl leider erkältet mit entzündetem Rachen und allem, aber hatte jetzt auch wieder Chlorhexamed in Anwendung, die Wunde entzündete sich jedoch trotz mehrerer Entzündungbläßchen im Mund nicht.
Irgendwie heilte diesmal trotz Rumfräßen am Knochen alles etwas schneller, an Tag 6 bekam ich den Mund schon wieder weit auf, die Wunden wurden ziemlich unempfindlich, ich traute mich an festere Nahrung usw.
Sonst verlief eigentlich alles ähnlich wie nach dem 1. Termin vom zeitlichen Ablauf her, wieder Fäden ziehen am 8. Tag, keine Besonderheiten und dann nach und nach immer normaler Essen und Zähne putzen können.
Solche „Löcher“ habe ich von allen 4 Zähnen auch, aber Essensreste hängen da eigentlich nie so drin, dass ich sie nicht wieder mit der Zunge und bisschen Wasser durch den Mund spülen wieder raus bekomme.

Abschließend: Es war Ok und aushaltbar, hätte aber (wenn ich andere Berichte so lese) auch deutlich besser gehen können. Ich persönlich fand es auch ganz gut, die WHZ in 2 Sitzungen rausnehmen zu lassen, weil ich noch länger bisschen Angst davor hatte, auf der operierten Seite zu kauen. Habe es aber eben auch nicht probiert.
Was ich auch gelernt habe: So eine Wunde im Mund kann ziemlich übel aussehen, ohne nennenswert entzündet zu sein. Wenn ihr noch länger Schmerzen habt, geht natürlich zum Arzt, aber keine Panik, wenn sich da komische Klumpen auf der Wunde bilden u.ä.
Auf jeden Fall solltet ihr keine Angst davor haben, gelassen an die Sache rangehen und zuversichtlich sein.



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