Irina A., 29: Horror Op (Sehr langer Bericht)

Irina A., 29: Horror Op (Sehr langer Bericht)

Meine Geschichte hat vor über 11 Jahren angefangen.
Nachdem Anfang 2006 die kieferorthopädische Behandlung abgeschlossen war, hat mich der Kieferorthopäde darauf hingewiesen dass die Weisheitszähne mit 19-20 Jahren entfernt werden sollen (war damals 17 Jahre alt).
Bei jeder halbjährlichen Kontrolle beim Zahnarzt, hab ich diesen immer gefragt wie es mit den Weisheitszähnen aussieht. Hab jedes Mal gesagt bekommen, dass es noch viel zu früh sei. Vor zwei Jahren hab ich dann oft Kopfschmerzen und Druck am Ohr gehabt. War bei diversen Ärzten, aber keine konnte die Ursache feststellen. Selbst mein damaliger Zahnarzt konnte keine Ursache feststellen.

Dieses Jahr hab ich mich entschlossen den Zahnarzt zu wechseln. Der neuen Zahnärztin hab ich meine Beschwerden geschildert und nachdem ein Röntgenbild gemacht wurde, stand es fest dass die Beschwerden von den Weisheitszähnen im Oberkiefer kommen.
Da beide Weisheitszähne quer lagen, hat mich die Zahnärztin zu einem Spezialisten geschickt. Beim Vorgespräch wurde der gesamte Ablauf besprochen ebenso was ich vor und nach der Op beachten muss. Da ich panische Angst vor diesem Eingriff hatte und es schon seit meiner Kindheit an immer ein Horrorszenario war wenn an den Zähnen was gemacht wurde. Laut des damaligen Zahnarztes hat er so einen Kiefer bzw. so ein Röntgenbild nur im Lehrbuch gesehen.
Aus diesem Grund hab ich den Wunsch geäußert, dass die Behandlung unter Vollnarkose durchgeführt wird. Der Behandelte Arzt war aber der Meinung dass alles in 20 Minuten erledigt ist und ich dafür keine Vollnarkose brauche. Leider hab ich mich für die örtliche Betäubung überreden lassen.

In den zwei Wochen bis zum Eingriff hab ich gefühlt tausende Erfahrungsberichte auf dieser Seite gelesen.
Am 24.08.2017 war es endlich soweit und ich wurde von meinem Vater in die Praxis gefahren (die Praxis befindet sich ca. 30km von mir entfernt). In der Praxis angekommen musste ich nur paar Minuten im Wartezimmer warten, bis ich aufgerufen und in den Behandlungsraum gehen durfte. Im Behandlungsraum hat mich die Zahnarzthelferin für den Eingriff vorbereitet. Ich durfte mir Kopfhörer in die Ohren stecken, welche dann von ihr festgeklebt wurden (damit die nicht während des Eingriffs rausfallen). Ich musste eine Kortisontablette einnehmen, welche die Schwellung nach der Op verringern sollte. Dazu hab ich noch einen Fingerclip bekommen mit welchem die Sauerstoffsättigung im Blut und der Puls gemessen wurden. Meine Anspannung stieg von Minute zu Minute. Die Arzthelferin hat versucht mich etwas zu beruhigen, aber es ist ihr nicht wirklich gelungen. Nach ca. 10 Minuten warten, kam der Arzt rein und die Behandlung begann. Er hat mir die Betäubungsspritzen gegeben (es waren mindestens 5 Spritzen). Diese Spritzen waren sehr sehr schmerzhaft, dieses hat der Arzt auch gemerkt, weil bei mir Tränen in den Augen standen. Falls jemand denkt ich könnte keine Schmerzen aushalten, der irrt sich gewaltig. Während die Betäubung ihre Wirkung aufgebaut hat, haben sich der Arzt und die Arzthelferin steril angezogen und ebenfalls eine sterile Arbeitsfläche vorbereitet.

Zuerst wurde der rechte Zahn entfernt, was für mich schon sehr unangenehm war. Vom Zahnfleischschnitt hab ich nichts mitbekommen. Das Fräsen von Knochen war auszuhalten und im Vergleich zum Bohrern auszuhalten. Als es ans raushebeln vom Zahn ging, wurde es zunehmend unangenehm. Man hat diverse Instrumente im Mund, muss den Kopf sehr unbequem halten und dazu noch die ganzen Zeit den Mund auch aufhalten. Beim raushebeln wurde der Mund immer weiter aufgemacht. Nach ca. 20 Minuten war der erste Zahn endlich draußen und ich war mit den Nerven schon fix und fertig. Ich lag die ganze Zeit verkrampft im Stuhl. Die Arzthelferin hat zwar paar Mal gesagt ich soll mich entspannen aber dieses war leichter gesagt als getan.

Die Wundhöhle wurde gereinigt und zugenäht. Gleich nachdem der Arzt auf der rechten Seite fertig war, hat er sich an den linken Zahn dran gemacht. Und jetzt kommen die Schlimmsten 60 Minuten meines Lebens (gefühlt waren es Stunden). Der linke Zahn wollte und wollte als nicht raus, sodass der Arzt ständig den Knochen wegfräsen musste. Das fräsen war erträglich aber das aushebeln, die ganze Instrumente im Mund und das aufhalten vom Mund waren einfach HORROR. Der Arzt musste einige Male die Betäubung nachspritzen weil ich mich wegen der Schmerzen immer mehr verkrampft hatte. Er ist einige Male zum Röntgenbild gegangen und hat sich den Zahn angeschaut und hat ständig überlegt wie er dieses Biest endlich rausbekommt. Diese kurzen Augenblicke waren für mich eine Wohltat weil ich mich kurz entspannen konnte. Aber wenn man merkt dass der Arzt an seine Grenzen stößt und nicht mehr weiß wie er den Zahn rausbekommen soll, bekommt man schon leicht Panik. Aufgeregt war ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Nach gefühlten Stunden hat er den Zahn endlich rausbekommen. Dieses aushebeln war an sich nicht schmerzhaft aber es entsteht ein Druck am Kieferknochen welcher sehr unangenehm war. In diesem Moment war bei mir die Schmerzgrenze erreicht. Mir flossen die Tränen und ich hab gestöhnt. Der Arzt hat mich zwar die ganze Zeit gelobt dass ich ja so gut mitarbeite und so tapfer sei, dieses hat mir aber nicht geholfen. Das Säubern der Wundhöhle und das Zunähen waren nach dieser Prozedur harmlos. Noch während der Prozedur am linken Zahn, hab ich leichte Schmerzen auf der rechten Seite verspürt.
Als alles fertig war hat der Zahnarzt mich gebeten zum Fäden ziehen zu ihm zu kommen und nicht wie vorher vereinbart zu meiner Zahnärztin zu gehen.

Es ist schwer das erlebte während der Behandlung in Worte zufassen, aber jetzt knapp 3 Wochen denke ich mit grauen an diese Behandlung zurück. Der gesamte Eingriff hat 1,5 Stunden gedauert (geplant waren 20 Minuten). Ich war Schweißgebadet als ich aus der Praxis raus bin. Der Arzt meinte noch zu mir dass er jetzt wochenendreif sei (ich war die erste Patientin an diesem Tag bei ihm). Ich wurde für eine Woche von ihm krankgeschrieben.

Zu Hause angekommen hab ich mich gleich halb sitzend halb liegend ins Bett gelegt. Ich hab beide Seiten jeweils 15 Minuten gekühlt und dann eine Pause von 15 Minuten gemacht und dann wieder 15 Minuten gekühlt usw. Mittags konnte lauwarme Brühe mit einem Strohhalm trinken. Ca. 2 Stunden nachdem ich zu Hause war musste ich eine Schmerztablette einnehmen weil die Schmerzen unerträglich wurden. Abend konnte ich meinen Mund wieder fast ganz öffnen. Die nächsten Tage habe ich mich auf Anordnung des Arztes geschont. Ich hatte aber ständig Druck im Kopf und Kiefergelenk. Und wenn ich mich kurz gebückt hatte wurde mir sofort schwindelig. In den ersten Tagen war es mir klar dass es noch die Nebenwirkungen vom Eingriff sind.
Als ich eine Woche später zum Fäden ziehen wieder zum Arzt musste waren die Beschwerden immer noch vorhanden, zum Teil sogar noch ausgeprägter. Ich konnte kaum Autofahren, da ich aber keinen hatte der mich fahren könnte, musste ich selbst am Steuer fahren.

Die Fäden waren schnell gezogen und laut dem Arzt wäre alles sehr gut abgeheilt. Er hat sich gewundert dass ich weder Bluterguss noch Schwellung hatte und nur eine Schmerztablette gebraucht habe.
Ich durfte laut seiner Aussage am nächsten Tag wieder arbeiten gehen. Als ich ihm aber meine Beschwerden mitgeteilt habe, war er der Meinung dass es nicht vom Eingriff kommt. Da ich in der Pflege arbeite, hab ich ihm gesagt dass ich in diesem Zustand nicht arbeiten kann. Ich muss mich oft bücken und wenn es mir dabei ständig schwindelig wird kann ich nicht arbeiten. Er wollte mich aber nicht krankschreiben, hat mich an meine Zahnärztin verwiesen. Auf dem Heimweg bin ich bei ihr vorbeigefahren und sie teilte mir mit dass sie mich nicht krankschreiben kann weil sie die Zähne nicht entfernt hat. Sie war aber der Meinung dass die Beschwerden von dem Eingriff kommen.

Somit mich ich nach Hause gefahren und da hab ich dann mal versucht etwas mehr zu machen und mal annähernd auszuprobieren wie es mit dem Arbeiten funktioniert. Ich musste aber feststellen dass es nicht geht. Hab dann beim Behandelnde Arzt angerufen und im alles nochmal geschildert. Er hat mich dann für noch weitere drei Tage krankgeschrieben, mit dem Kommentar dass wenn es nicht besser wird ich nochmal in die Praxis kommen soll. Diese drei Tage vergingen und mir ging es immer schlechter. Da meine Zahnärztin im Urlaub war und ich kaum Autofahren konnte, bin ich zum Hausarzt gegangen. Dieser war ebenfalls der Meinung dass die Beschwerden nicht vom Eingriff sondern vom Stress kommen. Frag mich nur welchen Stress er meint, da ich seit 1,5 Wochen krankgeschrieben war und nichts machen konnte. Er hat mich dann noch für 5 Tage krankgeschrieben und gesagt dass wenn es mir danach nicht besser geht ich wieder zu ihm kommen soll. Als ich aus der Praxis raus bin, hätte ich am liebsten losgeheult, weil keiner mich ernst genommen hat mit meinen Beschwerden. Zwei Tage später hat das Zahnfleisch mächtig geblutet und ich hatte Schmerzen wie gerade nach dem Eingriff. Ich konnte kaum sprechen und auch nicht mehr kauen. Was ich am Tag vorher noch alles konnte. Da ich mit diesen Schmerzen inkl. Schwindel nicht eine Autofahrt von 30 km auf mich nehmen konnte bin ich zur Vertretungsärztin von meinem Zahnarzt gefahren (1 km). Diese hat festgestellt dass sich auf der linken Seite ein Bluterguss im Wundgebiet gebildet hat welcher sich schon entzündet hatte. Sie hat mir Antibiotika verschrieben. An diesem Tag wurden die Schmerzen zum Abend hin immer stärker sodass sich der Bluterguss anfing von selbst zu entleeren. Es war sehr unangenehm, aber die Schmerzen wurden besser und ich hab mich wieder als Mensch gefühlt. Die Vertretungsärztin hat mir bestätigt dass die ganzen Beschwerden von diesem Bluterguss kamen.

Jetzt fast 3 Wochen nach diesem Eingriff fühle ich mich fast gesund. Nach großer körperlicher Anstrengung, merke ich noch wie der Druck im Kopf steigt, aber längst nicht mehr so stark wie vorher.

So jetzt habt ihr meine lange Geschichte gelesen. Ich will mit meiner Erfahrung nur bezwecken dass alle die gerade das gleiche durchmachen sich nicht so schnell von den Ärzten abwimmeln lassen sondern darauf bestehen adäquat behandelt zu werden.

Mir haben sehr viele erzählt dass so ein Eingriff harmlos ist und es kaum Komplikationen gibt. Leute, ich so eine Lüge nicht bestätigen. Das was ich erlebt habe war der reinste Horror und es gibt Komplikationen.

Ich wünsche euch von Herzen, dass bei euch alles gut läuft und ihr nicht zu denen zählt welche mit Komplikationen kämpfen müssen.



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