Mit dieser Einstellung bin ich in den Termin rein gegangen, hauptsächlich um mich selber zu beruhigen. Und tatsächlich war es am Ende nicht mehr als genau das, ein ganz normaler Zahnarzttermin. Aber der Reihe nach.
Schon 2012 haben meine Weisheitszähne Ärger gemacht. Nun gehöre ich nicht zwingend zu denen die Angst vor Zahnärzten haben, allerdings gab es da mal eine unschöne Erfahrung mit einer Wurzelbehandlung. Deswegen habe ich mich auch 5 Jahre vor der nächsten Untersuchung gedrückt. Seit Januar 2018 stand dann fest dass die beiden unteren aus medizinischen Gründen definitiv raus müssen. Nach langem Zögern habe ich mich dann letztlich doch durchgerungen zu dem von meinem Zahnarzt empfohlenen Kieferchirurgen zu gehen. Der Arzt war mir jedoch unsympathisch, 45min Wartezeit für einen 3min Aufklärungstermin ohne wirklich schlauer zu sein hinterher. Es kam mir eher wie Massenabfertigung vor. Also ab in die nächste Großstadt zum Kieferchirurgen den meine Frau mir nahegelegt hatte. Eine ausgezeichnete Wahl! Nicht nur wirkte dort alles viel professioneller, sondern auch alle meine Fragen wurden beantwortet und alles sorgfältig erklärt. Einziger Haken, aus zwei wurden vier Zähne. Das wäre besser und sinnvoller meinte der Arzt.
Gestern war es dann soweit, um 9.00, die Extraktion aller vier Zähne unter örtlicher Betäubung. Zwar dachte ich zunächst über Vollnarkose nach, aber das ist rückwirkend betrachtet überhaupt nicht notwendig. Außerdem fühle ich persönlich mich bei Arztbesuchen immer besser wenn ich sehe bzw. nachvollziehen kann was da gerade passiert.
Der Arzt nahm sich noch einmal Zeit für offene Fragen, anschließend wurde die Betäubung gesetzt, zwei Spritzen pro Zahn. Wie schon vielen Vorredner schrieben war das der mit Abstand schlimmste Teil, wobei schlimm eigentlich übertrieben ausgedrückt ist. Im Grunde war es wie bei jeder Kariesbehandlung. Bloß bei der ersten Spritze bemerkte ich eine Art „Blitz“ im linken Unterkiefer, der aber nicht wirklich wehtat. Es fühlte sich eher seltsam an. Auf jeden Fall war der Großteil der Aufregung verflogen als ich einmal auf dem Behandlungsstuhl saß.
Eigentlich sollten die Spritzen jetzt 10min einwirken, tatsächlich wurden ca. 25min daraus, da an dem Tag viel los war. Aber alles halb so wild, ich nutze die Zeit um mich mit der Schwester und dem Assistenzarzt über den DFB Pokal zu unterhalten, so gut es mit betäubtem Kiefer eben noch ging. Jetzt ging es Schlag auf Schlag. Der linke, untere Zahn musste zerteilt werden und war blöderweise sehr hartnäckig. Aber in 5min war alles gegessen, gespürt habe ich nichts, außer dass der Arzt etwas gröber war als man es normalerweise gewohnt ist.
Beim zweiten Zahn links oben habe ich garnichts mitbekommen. War sogar etwas überrascht dass schon genäht wurde. Den Kopf kurz zur anderen Seite gelegt, wieder ging es ohne viel Umschweife. Als würde er einfach eine Flasche mit Flaschenöffner aufmachen, so schnell ging es auf der rechten Seite. Gespürt habe ich nur wie gehabt das etwas gröbere Handling, die Vibrationen vom Bohrer und das charakteristische Knacken. Aber Schmerzen? Nichts! Jede Kariesbehandlung oder Zahnsteinentfernung ist schlimmer! Zum Schluss gab es ein paar Tupfer zum draufbeißen und eine Röntgenaufnahme zur Nachkontrolle. Kaum eine Stunde später fuhr meine Frau mit mir nachhause. Und jetzt bedenke man alleine die 25min Wartezeit und die Nachbereitung im Röntgenraum etc.
Die Schmerzen kamen gegen Mittag erstmalig, hier half Ibu600 und viel kühlen! Ich wechsle hier zwischen Waschlappen in Eiswasser und echten Kühlpacks. Weiterhin nehme ich auch auf Empfehlung dieser Seite stündlich Arnica gegen die Schwellung und probiere nachher erstmalig eine Mundspülung. Wirklich Ärger macht allerdings nur die linke, untere Seite, wo der hartnäckige Zahn saß. Essen und Trinken ging relativ gut nachdem die Betäubung halbwegs nachließ und das Ibu zu wirken anfing. Wasser in kleinen Schlücken mit dem Strohhalm, Suppe und Weißbrot bzw. Milchbrötchen. Einfach in kleine Stückchen zerteilen und so gut es geht mit den Schneidezähnen weich kauen.
Ein kleiner Insidertip noch für alle Kaffeetrinker unter euch. Ich hatte heute früh starke Kopfschmerzen und fühlte mich wie bei einem grippalen Infekt. Also nach exakt 24h erstmals wieder Kaffee mit etwas Milch durch den Strohhalm getrunken und siehe da, es geht blendend! Vermutlich hatte mein Körper hier zusätzlich zu Schwellungen und Schmerzen noch leichte „Entzugserscheinungen“, trinke ja locker 5 Tassen am Tag. Daher schaut ob ihr eure Dosis Koffein nicht schon vor der OP ein Stück weit runter schraubt.
An dieser Stelle vielen Dank an alle Vorredner die mir ein wenig die Nervosität nehmen konnten. Und an alle die noch ran müssen, entspannt euch, es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Letztlich war es doch nur ein ganz normaler Zahnarzttermin.
Bei Fragen schreibt mir gerne einen Kommentar.
2 Kommentare zu Thorsten, 30: Ein ganz normaler Zahnarzttermin