Horst, 49: Bitte keine Angst!!! (mit Sedierung)

Horst, 49: Bitte keine Angst!!! (mit Sedierung)

Im Herbst 2019 habe ich erfahren, dass meine drei verbliebenen Weisheitszähne raus müssen. Einer machte massiv Beschwerden, da er auf der Seite des Backens herauswuchs und mit einem spitzen Stück in die Wange stach. Mein Zahnarzt schliff das spitze Stück ab und gab mir eine Überweisung zum Oralchirurgen, um die drei Zähne zu entfernen.

Als Angstpatient begann ich nun, mich richtig verrückt zu machen. Ich machte mir einen Termin beim Oralchirurgen (August 2019). Während dieses Termins habe ich dann erfahren, dass eine OP nur mit örtlicher Betäubung sofort möglich sei, eine solche mit Vollnarkose oder Dämmerschlaf erst Anfang 2020. Örtliche Betäubung kam für mich nicht infrage. Die Praxis empfahl mir Vollnarkose, aber das wollte ich nicht, da ich nicht intubiert und künstlich beatmet werden wollte. Ich wollte Dämmerschlaf.

Ich erwartete einen Termin Anfang 2020, aber dann kam Corona. Was wir (meine Frau und ich) dann auch im März 2020 bekamen (wir wurden nicht getestet, denn damals wurden nur die getestet, die angaben, aus einem Risikogebiet zu kommen oder mit einem bestätigten Fall Kontakt gehabt zu haben. Aber alle Symptome stimmten, inklusive Geruchs- und Geschmacksverlust. Wir gehören also zur Dunkelziffer).

Im August 2020 kam dann ein Anruf der operierenden Praxis und ein Termin für September 2020. Also führte ich im August dieses Jahres ein Gespräch mit dem Narkosearzt. Wir einigten uns auf Analgosedierung (Propofol und ein Opioid als Schmerzmittel zusätzlich zur örtlichen Betäubung, Selbstzahlung: 200 Euro).

Der Termin im September wurde dann wegen Erkrankung des Operateurs auf den 9. Oktober 2020 verschoben.

Am 9. Oktober 2020 war es dann so weit. Nach mehreren Nächten ohne viel Schlaf ging ich dann in die Praxis.

Ich war ca. 15 Minuten zu früh da, aber kaum, nachdem ich die Jacke ausgezogen hatte, wurde ich sofort aufgerufen. Zuerst zum Röntgen, dann, ohne Wartezeit, in den Behandlungsraum. Mein Puls raste (weit über 100) und der Blutdruck war extrem hoch, obwohl ich sonst keinen hohen Blutdruck habe. Sofort wurde mir der Zugang gelegt, dann wurde zuerst das Schmerzmittel gespritzt. Die örtliche Betäubung (ca. 10 Spritzen in den Mund) habe ich dann kaum gespürt. Dann wurde mit der Sedierung begonnen.

Ich habe dem Medikament zugesehen, wie es in die Vene gelaufen ist, auf die Wirkung gewartet und zunächst nichts gespürt. Nach ca. 10 Minuten erschien der Operateur und wollte anfangen. Der Anästhesist fragte, ob ich schon etwas merken würde. Ich sagte, dass ich nur etwas müde sei, aber sonst nichts spüren würde. „Bitte noch nicht anfangen!!!“, sagte ich. Sofort kam die Helferin des Anästhesisten und drückte eine große Spritze mit einer weißen Flüssigkeit in meinen Arm.

Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass alles dunkel war und die Chirurgin sagte, sie müsse den ersten Zahn teilen. Das machte mir gar nichts aus. Die Geräusche des Bohrers erschienen kilometerweit entfernt. Alles bewegte sich so ein wenig angenehm hin und her und bei geschlossenen Augen sah ich alle Farben angenehm an mir vorübergehen. Alle Angst war weg und ich fühlte mich einfach nur sehr wohl und gut.

So ging es auch bei Zahn Nummer zwei und drei. Alles ein sehr gutes Gefühl. Die Zahnärztin gab auch Kommandos, „Mund weiter auf, Kopf ganz nach rechts“ usw. und sagte zwischendurch, dass es jetzt etwas drücken und ziehen würde, davon habe ich allerdings überhaupt nichts gespürt und alles machte mir überhaupt nichts aus.

Nach ca. 30 Minuten war alles vorbei. Alles sehr gut, alle drei Zähne mussten geteilt werden, bei alledem keinerlei Angst, immer ein gutes Gefühl, alles hat sich einfach nur angenehm angefühlt. Die 30 Minuten fühlten sich an wie 30 Sekunden.

Nach dem Eingriff wollte man mich stützen, um zum Ruheraum zu gehen aber ich ging vollkommen selbstständig, ohne Hilfe, in den Aufwachraum. Dann kam der Anästhesist. Er sagte mir, dass ich, wegen meiner Angst, die fast dreifache Dosis an Sedierung benötigt hätte.

Ich fuhr mit meiner Begleitperson nach Hause (nach ca. 45 Minuten im Aufwachraum). Dank des Schmerzmittels hatte ich am ersten Tag keinerlei Schmerzen und kühlte den ganzen Tag. Ich fühlte mich den ganzen Tag sehr wohl und musste ständig nur lachen. Abends war wieder alles normal.

Also, macht euch nicht verrückt, habt keine Angst. Mit einer Sedierung ist alles erstaunlich gut erträglich. Es ist überhaupt nicht schlimm.

Ich habe mir vollkommen umsonst eine so große Angst und Panik gemacht.



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