Alexandra, 22: Sedierung mit Dormicum

Alexandra, 22: Sedierung mit Dormicum

Nachdem ich letztes Jahr bereits einen Weisheitszahn aufgrund einer Entzündung opfern musste, war Anfang des Jahres klar, dass die übrigen 3 auch raus müssen. Der erste Zahn war oben, bereits ziemlich weit durchgebrochen und daher innerhalb von 10 Sekunden nach Ansetzen der Zange erledigt. Dieses Schicksal würde er aber leider nicht mit den übrigen 3 teilen, das war klar, denn die Zähne unten waren noch weit unter dem Zahfleisch und im Knochen. Nach einem Gespräch mit dem Chirurgen hatte ich dann noch viel mehr Angst und es war klar, dass ich das nicht mit normaler örtlicher Betäubung machen werde.

Ich hatte die Wahl zwischen einer intravenösen Vollnarkose (ich hasse Spritzen) oder einer intravenösen Sedierung mit Dormicum (Yeah, um eine Spritze komm ich dann wohl nicht drum rum). Für die Vollnarkose hätte ich einige Wochen warten müssen, um überhaupt einen Termin zu bekommen. Außerdem konnte ich mir die 300 Euro dafür nicht leisten. Also habe ich mich (immer noch voller Panik) für die Sedierung für 100 Euro entschieden. Ja und jetzt möchte ich gerne meine Erfahrung teilen, denn ich weiß, wie sehr es hilft, positive Berichte zu lesen, in denen möglichst viele Details genannt sind.

Ich musste trotz Sedierung insgesamt 6 Wochen warten, bis es soweit war. Genug Zeit um sich reinzusteigern und Angst zu machen. So heftig, dass ich am Ende sogar kaum noch gegessen habe. Leider unbegründet, wie sich jetzt rausstellt.

Meine eigentliche Angst war von Anfang an nicht, dass ich Schmerzen haben könnte während der OP, sondern, dass ich irgendwie mitbekomme, wie mir da jemand am Knochen im Mund rumsägt, was sich ja auch nicht vermeiden lässt zu hören, so nah am Kopf. Also habe ich mir von der Sedierung erhofft, dass ich einfach Schlafe und danach wieder aufwache und alles vorbei ist und ich nur noch die Schmerzen danach in den Griff bekommen muss. Nun ja, ganz so war es dann nicht, dennoch kann ich nur sagen: Die Panik, die ich davor hatte, hat sich absolut nicht gelohnt.

Hier also der genau Ablauf:
Mein Termin war um 9 Uhr morgens. Ich durfte morgens nichts essen, aber konnte ich sowieso nicht. Meine Mutter hat mich dann gefahren, denn nach einer Sedierung muss man ja auf jeden Fall von einer Begleitperson abgeholt werden, da man leicht benebelt ist.

Pünktlich um 9 Uhr wurde ich dann aufgerufen, mein Puls gefühlt bei 800. Von Ärztin und Helferin wurde mir dringlich dazu geraten mich zu beruhigen, da die Sedierung sonst nicht ihre volle Wirkung entfalten kann. Das habe ich dann auch versucht und bin immerhin etwas runter gekommen. Als nächstes meinte die Ärztin dann zu mir:“ Ich frage Sie jetzt erst nochmal, ob ich auch wirklich loslegen soll und dann legen wir den Zugang, spritzen das Medikament und dann frage ich Sie nochmal. Wenn dann alles in Ordnung ist, ziehen wir das schnell durch“. Loslegen bitte.

Zugang legen ist unangenhem, aber irgendwie nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Als nächstes wurde mir dann das Medikament gespritzt und ich hing am Tropf. Danach kann ich mich noch erinnern, dass ich eine Decke übergelegt bekommen habe, mir meine Entspannungsmusik in die Ohren gesteckt habe und mich plötzlich ziemlich wohl gefühlt habe. Obwohl ich die Augen zu hatte, konnte ich irgendwie durch das typsische Zahnarzt-Licht von außen mein Blut in den Augenlidern sehen, wie es ganz langsam vor sich hin wabberte… Tja und das ist erst mal das letzte woran ich mich erinnern kann. Ob ich nochmal gefragt wurde, ob es losgehen kann danach? Öhm. Keine Ahnung.

Jetzt folgen also ein paar Bruchstücke, an die ich mich ein paar Tage später noch erinner kann:
Ein paar von den Betäubungsspritzen habe ich gespürt und dabei auch ein bisschen rumgestöhnt, aber danach bin ich relativ schnell wieder eingeschlafen. Das nächste waren die Worte der Ärztin „Achtung, jetzt wird es mal laut“ und im Anschluss das Gefühl, als würde jemand mit dem Presslufthammer auf meinen Kopf einprügeln. Wirklich sehr unschön, aber durch die verschwommene Erinnerung irgendwie halb so schlimm. Anscheinend fand ich es währenddessen nicht sehr prickelnd, da ich dann gespürt habe, dass mir jemand am Zugang rumfummelt.

Offensichtlich wurde meine Dosis erhöht, wodurch ich direkt wieder weggeschlummert bin. Tja dann nochmal für die andere Seite die tollen Worte „Achtung, es wird wieder kurz laut“, aber auch hier nur sehr verschwommene Erinnerungen an Lautstärke und Dauer des Knochen phräsens. Danach habe ich zwei mal die Augen ein bisschen aufgemacht und gemerkt, dass ich genäht wurde, nicht weiter schlimm. Also: Augen zu und weiter schlafen.

Joa und das letze war dann das Entfernen des Blocks, der meinen Mund offen halten sollte und das Aufräumen im OP-Raum. Meine versuche „Fertig?“ zu fragen, waren leider ohne Erfolg. Keine Kontrolle über irgendwas in dem Moment. Aber dann haben sie schon meine Mutter zu mir geschickt. Ich blieb noch 5 Minuten unter der Decke liegen und hab dann versucht aufzustehen. Zuerst etwas wacklig, dann ging es aber. Noch fix einen Termin für morgen gemacht und dann ab zum Auto.

Wie wir da hingekommen sind, weiß ich nicht mehr und generell der ganze Tag war sehr seltsam danach. Ich habe insgesamt 5 Ibus (400) genommen und am Abend eine handvoll Grießbrei gegessen, das ging schon wieder ganz gut (mit Milchprodukten gab es wohl keine Probleme). Am Abend wurde mir dann beängstigend klar, dass ich irgendwie morgens noch genau wusste, dass ich ein bisschen was mitbekommen hatte (mehr als ich aufgezählt habe), aber im selben Moment wurde mir bewusst, dass ich mich von Stunde zu Stunde an weniger erinnern konnte. Mega seltsam: Du weißt du erinnerst dich eigentlich, aber du weißt nicht an was? Uaah..

Na ja, wie dem auch sei, ich bin froh es mit Sedierung gemacht zu haben. Die 100 Euro haben sich definitiv gelohnt und ich bin das lästige Thema endlich los.

Die nächsten Tage und auch die kommenden Wochen bis jetzt (4 Wochen später) waren etwas nervig. Nicht richtig essen und Zähne putzen, dazu noch eine Entzündung rechts, nachdem eigentlich schon alles verheilt war.. Manchmal hat man eben Pech. Aber auch das ging vorüber und ich hoffe, dass ich bald gar nichts mehr davon spüre.

In diesem Sinne: Bei Angst davor etwas mitzubekommen, ist die Sedierung auf jeden Fall eine gute Alternative zur Vollnarkose, durch die folgende Amnesie erinnert man sich dann wirklich an wenig und während der OP schlummert man schnell wieder weg, spätestens wenn die Dosis erhöht wird.

Ich hoffe ich konnte ein bisschen aufklären über die ominöse „Sedierung“ und meine Erfahrung kann ein bisschen Angst vor dem Eingriff nehmen. Muss nur einmal gemacht werden, dann hat man es geschafft 😉



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