Alina, 22: „Da ist ja der Übeltäter!“

Alina, 22: "Da ist ja der Übeltäter!"

Ich war vor genau einem Jahr dran mit Weisheitszähne-Ziehen.
Ich durfte vorher wählen, ob ich alle vier auf einmal ziehen lassen wollte oder 2 in zwei Sitzungen oben und unten, und ob Vollnarkose oder lokale Betäubung.
Erst wollte ich eine VN vornehmen lassen, bis mir gesagt wurde, dass ich die selber bezahlen müsste und 300 EUR waren mir dann doch ein bisschen viel.

Also habe ich gesagt das ich nur eine lokale Betäubung haben möchte und 2 in zwei Sitzungen……
Gesagt, getan. Ich hatte meinen ersten Termin, war mega aufgeregt und nervös und musste vor Angst und Aufregung ständig auf Toilette. Als ich dann reingerufen wurde, ist mir auf einmal ganz anders geworden: Schwindlig, schlecht (ich hatte schon immer tierische Angst vorm Zahnarzt), wackelig auf den Beinen… War aber alles nur die verdammte Aufregung, weil ich ja nicht wusste, was mich erwartet.

So, ich wurde von der netten Zahnarzthelferin auf den Behandlungsstuhl bugsiert und mit einem netten Lächeln und ein paar beruhigenden Sätzen wieder beruhigt 🙂 Da kam auch schon die Zahnärztin rein, hat sich kurz mit mir unterhalten, mir erzählt wie der Eingriff abläuft, und dann gings auch schon mit den Betäuben los. Die erste Spritze ging direkt in den Unterkiefer (was verdammt schmerzhaft war), dort wurde die Spritze zur Hälfte geleert, und der Rest der Spritze im restlichen Kiefer entleert. Die zweite Spritze ging dann in den Oberkiefer und auch in den Rest des Kiefers damit auch nichts ausbleibt und ich nichts spüre.
Beim Mund ausspülen habe ich mich dann ein wenig bekleckert, weil die Betäubung bei mir immer sehr schnell anfängt zu wirken.
Nach 10 Minuten kam die Ärztin dann wieder und dann gings schon fast los.
Ich durfte Musik hören und mein Zungenpiercing durfte ich auch drinbehalten, es war anscheinend nicht störend.
Ich habe mich also vollkommen der Musik hingegeben (ich empfehle bei sowas immer Metal zu hören, vorausgesetzt man mag diese Musikrichtung 🙂 ), als ich dann ein widerliches Ziehen und Drücken im Unterkiefer gespürt habe, habe die Augen aufgemacht und die Zahnärztin fragend angeschaut, die meinte nur „Sie haben so schief sitzende Weisheitszähne, da muss ich einige Kraft aufwenden, damit ich die rausbekomme“. Jaja ich weiß ich habe ein schiefes Gebiss und unglücklicherweise saßen die Weisheitszähne im Kiefer nicht gerade, wie jeder normale Zahn, sondern sind komplett schief gewachsen und haben den ganzen Kiefer verschoben.

Nachdem die ganze Hebelei und Drückerei beim ersten Zahn vorbei war, sagte meine Ärztin mit einem Strahlen im Gesicht und überaus triumphierend “ Da ist ja der Übeltäter!“ und hielt den teilweise zerbrochenen Zahn in der Zange in die Höhe 🙂 Der zweite Zahn war dann weitaus unspektakulärer, er war nach 5 Minuten draußen, der erste Zahn brauchte satte 15 Minuten zum entfernen.

Als ich dann fertig und draußen war, musste ich gleich ausspucken weil sich ziemlich viel Blut und Speichel gesammelt hatte, die Betäubung war noch voll da, und ich kam mir vor wie eine alte sabbernde Oma 😉 Meine Eltern waren zum Glück dabei und wir sind gleich nach Hause gefahren, wo ich mich mit Kühlakkus, Ibuprofen 600 und nem Buch ins Bett verzogen habe. An lesen war allerdings nicht zu denken, denn so schnell wie die Betäubung gewirkt hat, ist sie auch wieder abgeklungen, und die Schmerzen kamen mit voller Wucht. Also einmal eine Ibuprofen 600 bitte, mit größter Mühe runtergeschluckt mit vieeeel Wasser, Kühlakku draufgepackt und geschlafen. Zwischendurch bin ich aufgewacht und musste ausspucken (ich hatte mir vorsorglich einen Eimer mit Wasser neben das Bett gestellt, damit ich nicht soviele Taschentücher verbrauche), weil noch ziemlich viel Blut kam.
Nach ein paar Stunden habe ich dann die Tupfer rausgemacht und durch neue ersetzt, die ich nach zwei Stunden wieder rausnehmen konnte, weil die sich mit Blut vollgesogen haben. Gegen Abend hat die Blutung aufgehört und ich habe dann ein paar Schritte aus dem Bett gewagt, immer noch ein bisschen schwummrig von der Betäubung und den Tabletten. Aber ich hatte Hunger, und so bekam ich eine leckere Nudelsuppe mit ganz kleinen Nudeln, die ich problemlos durch den Strohhalm ziehen konnte. So ging das ein paar Tage weiter, ich habe vollkommen auf Milchprodukte verzichtet, aber darauf hatte ich sowieso keine Lust. Zum Frühstück gabs weiches Toastbrot mit Apfelmarmelade und lauwarmen Apfeltee, das ging alles problemlos zu kauen und zu schlucken. Dann wurden die Fäden gezogen, man merkt absolut gar nichts, und nach 5 Minuten war alles vorbei. Ich hatte absolut keine Schwellungen, dafür aber recht starke Schmerzen, allerdings auch nur die ersten 2 Tage.

Nun kam die zweite Sitzung mit den restlichen zwei Zähnen.
Der Eingriff lief genauso ab wie der erste, nur das komischerweise bei der zweiten Sitzung die Zähne leichter zu entfernen gingen.
Dann wieder das übliche: Kühlakkus, Buch, Ibuprofen 600 und einen Eimer neben das Bett. Ich hab mich gefreut, diesmal waren die Schmerzen nicht so schlimm, aber die Überraschung kam dann am nächsten Morgen beim Blick in den Spiegel: Ich sah aus wie ein Eichhörnchen, dass für den ganzen Winter Nüsse in seiner Backentasche sammelt! Meine Backe hatte auch tolle verschiedene Farben: lila, gelb, grün, blau……
Richtig schön dick und heiß. Ich hatte Angst das sich evtl was entzündet hat, aber das war zum Glück nicht der Fall, ich hatte meine Zahnärztin nochmal angerufen und vorsichtshalber nachgefragt.
Also weiter gekühlt, auf jegliche Anstrengung verzichtet, weiche Sachen gegessen, bis zum Fädenziehen, danach habe ich mir am Abend eine leckere Pizza gegönnt 🙂 Das Hamsterbäckchen blieb noch eine weitere Woche bis es dann endgültig abgeklungen ist.

Rückwirkend kann ich sagen, ich hatte mehr Angst als eigentlich nötig war, wer weiß das dessen Weisheitszähne raus müssen, nur nicht zögern, das verstärkt die Angst nur noch!
Trotzdem würde ich es nicht nochmal machen, es ist eine Erfahrung die man nicht unbedingt nochmal braucht 🙂



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