Anja, 23: Kinderspiel!

Anja, 23: Kinderspiel!

Es stand schon seit mindestens 8 Jahren fest – meine Weisheitszähne müssen raus, sie hätten keinen Platz im Kiefer und würden nur die orthopädisch begradigten Zahnreihen wieder verschieben. Wann immer mir eine Weisheitszahnentfernung nahe gelegt wurde, lehnte ich ab; was man so hört und liest, klingt schließlich meist eher danach, dass man lieber die schiefen Zähne in Kauf nehmen sollte, als diesen Eingriff machen zu lassen.
So wuchsen meine Weisheitszähne im Laufe der Jahre, die oberen waren nun schon komplett draussen und die unteren brachen langsam durch, ohne dass sich großartig etwas an den restlichen Zähnen verschoben hätte.
Aber dann, vor einem 3 Monaten, entzündeten sich die beiden unteren Weisheitszähne, WAS für unerträgliche Schmerzen! Ich wollte die Biester nur noch raus haben.

Gestern war es dann soweit. Es sollten mir beide Zähne auf der rechten Seite bei örtlicher Betäubung entfernt werden. Der Zahnchirurg hatte mir in einem Vorgespräch angeboten, eine Beruhigungstablette (wäre von der Krankenkasse übernommen worden!) oder eine Beruhigungsspritze (ca 50€ Selbstbeteiligung, schnellere und effizientere Wirkung als die Tablette) zu bekommen. Im Vorgespräch war ich davon nicht abgeneigt, als ich allerdings in die Praxis kam, entschied ich mich dagegen, ich wollte schauen, wie es denn wird und sollte es schlimm werden, weiß ich für’s nächste Mal, dass ich die Beruhigungstablette nehmen sollte.

Ich saß nun im Behanldungszimmer und der Arzt spritzte mir das Betäubungsmittel in den Mund. Nicht mal das war unangenehm. Nun sollte 15 Minuten gewartet werden, das war schlimm, denn ich war wirklich sehr aufgeregt und machte mir (zu) viele Gedanken. Zum Glück kam die Helferin immer mal wieder herein, lächelte mir aufmunternd zu und beantwortete Fragen, die ich noch hatte.

Und dann ging es los.
Mir wurde ein OP-Tuch über das Gesicht gelegt und der Arzt testete, ob wirklich alles betäubt war. Ich bestätigte, er fing an und hatte nach ca 2 Minuten den oberen Zahn, welcher ja schon herausgewachsen war, gezogen. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich hatte wirklich garnichts gespürt, ausser halt, dass da irgendwer in meinem Mund beschäftigt ist. Es ging weiter mit dem unteren Zahn, ich war nun zum Glück auch recht entspannt. Hier musste ein Schnitt ins ahnfleisch gemacht werden, da der Zahn noch nicht rausgewachsen war. Ausserdem lag der Zahn horizontal.

Da der Zahn so nicht herauszubekommen war, musste er zerteilt werden und das ganze hat ca 20 Minuten gedauert, aber weder fand ich das Herumdrücken, was man ja trotz Betäubung irgendwie spürt, noch die Geräusche des „Zahnzerteilers“ oder das Knacken des Zahnes (oder Kiefers?) unangenehm. Besonders die Geräusche habe ich mir tausend mal schlimmer vorgestellt. Der Arzt warnte mich jedes Mal vor, wenn ein unangenehmes Geräusch bevorstand und wenn es dann da war, musste ich (innerlich) sogar darüber lachen, weil es so unbedeutend war. Nun waren die Zähne also draußen, die Wunden vernäht. Der Arzt verschrieb mir Schmerzmittel (Metramizol) und dann konnte ich gehen.

Nach etwa einer Stunde entfernte ich das Stück Gaze, auf das ich zur Blutungsstillung beißen sollte und fing an, die Wange zu kühlen. Es begann, etwas eklig zu werden, denn die Wunde siffte natürlich noch und man hatte immer etwas Speichel-Blut-Gemisch im Mund. Am besten, man spuckt das aus, sonst wird einem womöglich noch übel von dem Blut. Aber auch das war alles im Grunde überhaupt kein Problem. Etwa 4 Stunden nach der OP ließ die Betäubung im Mund nach und ich wartete auf die unsäglichen Schmerzen, die jeder vorausgesagt hatte.

Ich überlegte, vorsichtshalber, solange die Betäubung noch etwas wirkt, eine Schmerztablette zu nehmen, wollte dann aber sehen, wie doll das denn überhaupt wird. Als die Betäubung dann ganz abgeklungen war, spürte ich einen leichten Druckschmerz. Nach ein paar weiteren Stunden hatte sich die Schmerzsituation aber nicht verschlechtert und ich war glücklich, dass der „Schmerz“ nach der Weisheitszahn OP nur ein Bruchteil von dem Schmerz der Weisheitszahnentzündung ist.

Nun ist der Morgen danach und der Schmerz ist nun fast völlig weg. Wenn ich von aussen oder innen an die Wangenseite komme, tut es noch etwas weh. Es ist auch nicht sichbar geschwollen, man fühlt nur, dass es ein klein wenig dick ist. Zwar ist der Blutgeschmack noch vorhanden und der Mund will nicht so weit aufgehen, wie ich das gerne hätte, woduch das essen ziemlich eingeschränkt ist, aber ich bin einfach nur froh, dass es mir sogar ohne Schmerzmittel so gut geht und überlege schon, ob ich nachher zur Uni gehe..

Ich rate jedem, es einfach hinter sich zu bringen. Wenn sich der Weisheitszahn entzündet, wünscht ihr euch das ohnehin. Wer empfindlich ist, sollte Gebrauch von der Beruhigungstablette/spritze (oder Vollnarkose) machen , aber meine Erfahrung ist nun, dass das einzig Schlimme an dem ganzen Prozedere die Nervosität und die vielen Gedanken, die man sich vorher macht, sind. Und dass man nicht gescheit essen kann..

Ich werde jedenfalls in ein paar Wochen ganz bedenkenlos auch die andere Wange hinhalten. Wer im Raum Berlin (Ost) wohnt, dem kann ich die Praxis Kuhls/Neisius (und insbes. Herrn Trömel, der meinen Eingriff durchführte), wärmstens empfehlen.

Allen, die es hinter sich haben und vielleicht nicht ganz so gut überstanden haben, wie ich, wünsche ich gute Genesung.



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