Ich hatte heute meine zweite Weisheitszahn-Entfernung in meinem Leben. Die Erfahrungen bei beiden Eingriffen könnten unterschiedlicher nicht sein.
Zuerst wurden mir vor einigen Jahren meine zwei Weisheitszähne unter örtlicher Betäubung im Oberkiefer entfernt. Insgesamt war das absolut entspannt. Die Spritzen spürte ich kaum (was wohl auch am Eisspray lag, das der Arzt vorher auf die Einstichstellen sprühte) und die Zähne wurden ganz normal gezogen. Nach wenigen Minuten waren beide Zähne draußen. Nähen war nicht notwendig. Die Backen wurden nur minimal dicker und Schmerzmittel brauchte ich fast keine.
Heute wurde dann ein Weisheitszahn im Unterkiefer entfernt. Der Zahn war teilretiniert (schon über 50% des Zahnes lagen frei) und entzündete sich deshalb in den vergangenen Monaten immer wieder. Somit musste ich in den sauren Apfel beißen und ihn entfernen lassen.
Sowohl mein Zahnarzt als auch der Oralchirurg, der ihn letzten Endes entfernt hat, gingen davon aus, dass die Entfernung relativ simpel sei. Mit entsprechenden Erwartungen bin ich auch in die Praxis gegangen. Ich hatte auch auf Beruhigungsmittel verzichtet, die mir angeboten wurden. Schließlich sollte es ja nicht allzu lange dauern.
Die Betäubungsspritze (wieder örtliche Betäubung) kannte ich bereits von der ersten Weisheitszahn-Entfernung. Zwar wurde sie dieses Mal ohne Eisspray gesetzt und war deshalb etwas schmerzhafter, aber es ließ sich aushalten.
Als die Wirkung der Betäubung einsetzte, begann die eigentliche OP. Da ich das Prinzip einer solchen OP im Unterkiefer kannte (Zahnfleisch aufschneiden, falls nötig Knochen abtragen, Zahn entfernen, zunähen), wusste ich immer in etwa, was gerade gemacht wurde. Ziemlich schnell hat der Arzt begonnen, den Knochen abzutragen. Das ist zwar recht laut und unangenehm, aber schmerzfrei…Eigentlich! Ich hatte während der gesamten OP immer wieder heftige Schmerzen, sodass mehrfach nachbetäubt werden musste. Schrecklich…
Als wäre das nicht schon schlimm genug, saß der Weisheitszahn auch noch bombenfest und musste zerbrochen werden. Ich fragte mich schon, ob ich den ganzen Tag in der Praxis liege.
Irgendwann wurde dann mit aller Gewalt auch das letzte Stück Zahn herausgezogen. Erleichterung pur…Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Arzt dann noch ein Röntgenbild machen möchte, um zu sehen, ob wirklich keine Zahnreste mehr zurückgeblieben sind. Aber das war Gott sei Dank nicht der Fall, sodass die Wunde anschließend vernäht werden konnte. Nun gut, anhand meiner Schilderungen etwas weiter oben könnt ihr erahnen, dass das mit der Betäubung auch beim Vernähen nicht so ganz funktioniert hat. Aber im Vergleich zu den Schmerzen zuvor war es ein Klacks.
Nun sehen meine Backe und meine Lippen (die während der 45-minütigen Tortur natürlich einiges abbekommen haben) entsprechend aus. Kleiner Tipp, den ich leider nicht beherzigt habe: Lippen vor der OP eincremen! Soll ein Austrocknen und die durch das Hantieren im Mund entstehenden Verletzungen verhindern.
Eines kann ich euch versichern: Sollte irgendwann auch einmal der zweite Weisheitszahn im Unterkiefer entfernt werden müssen, dann werde ich es nicht nur unter örtlicher Betäubung machen lassen.
Angst will ich euch allerdings nicht machen. Der Weisheitszahn war auch relativ groß und hatte leider keine gerade Wurzel, wie sich am Ende dann gezeigt hat. Somit bin ich einfach jemand, der im Unterkiefer Pech gehabt hat, aber im Oberkiefer Glück 😉