Björn, 22: Positiv – Sehr ausführlich – leichte Angst aber keine Panik im Vorfeld – alle 4 Zähne mit örtlicher Betäubung – 3,5 Jahre nach erster Empfehlung vom Zahnarzt gezogen

Björn, 22: Positiv - Sehr ausführlich - leichte Angst aber keine Panik im Vorfeld - alle 4 Zähne mit örtlicher Betäubung - 3,5 Jahre nach erster Empfehlung vom Zahnarzt gezogen

Ich habe am Vorabend meiner Operation einige der Erfahrungsberichte auf dieser Seite gelesen und habe mir sofort vorgenommen, auch einen Bericht zu schreiben. Ich versuche so detailliert wie möglich zu berichten. Natürlich solltet Ihr euch dessen bewusst sein, dass Operationen immer unterschiedlich verlaufen.

Ich habe 2013 mein Abitur gemacht und meine Zahnärzten legte mir deshalb ans Herz, dass es nun Zeit wäre meine Weisheitszähne ziehen zu lassen. Ich hatte 4 Weisheitszähne und alle waren damals noch nicht annähernd vor dem Durchbruch und hatten noch keine Wurzeln ausgebildet. Ich wurde an eine sehr bekannte Praxis für Oralchirurgie verwiesen, von der man auch nie etwas Schlechtes hört. Ich bekam einen Termin bei einem Arzt, der mir sofort unsympathisch war. Er wirkte relativ glecihgültig und schien die für mich ernste Situation einfach nicht ernstzunehmen. Sein Satz „Wir können sie jetzt rausmachen, aber auch erst in drei Jahren.“ besiegelte für mich die Entscheidung, dass ich meine Weisheitszähne behalten und vor allem nicht von diesem Arzt gezogen bekommen wollte.

Da ich meine Zähne schon immer sehr gewissenhaft gepflegt habe, war ich die letzten Jahre über natürlich auch 2x im Jahr bei meiner Zahnärztin, die mich schon seit meiner Kindheit kennt und deshalb jedes Mal dafür plädierte, dass ich mir doch die Zähne ziehen lassen sollte, da sie jetzt noch nicht weit ausgebildet seien und mit einem relativ einfachen operativen Eingriff zu entfernen seien. Als dann mein erster Weisheitszahn mit 21 ohne Probleme durchbrach und keine Schmerzen verursachte, fühlte ich mich natürlich darin bestätigt, dass ich meine 4 Weisheitszähne behalten würde. Trotzdem bestand sie im April 2016 darauf, dass ich sie doch endlich ziehen lassen sollte. Zu diesem Zeitpunkt begann gerade mein Zahn unten rechts hervorzukommen.

Widerwillig ging ich also doch noch einmal in das Zentrum und bekam dieses Mal einen Termin bei einem anderen Arzt. Dieser war mir sofort sympathisch und erklärte mir, dass der Zahn, der gerade kurz vorm Durchbruch stand, nicht vollständig zum Vorschein kommen würde, da er einerseits vom davorliegenden Backenzahn und andererseits von einem Knochen blockiert würde. Der obere Zahn müsste gezogen werden und beide linken Zähne würden zwar aus dem Zahnfleisch operiert werden, aber würden relativ einfach zu entfernen sein. Er empfahl mir, dass ich sie auf jeden Fall ziehen lassen sollte, da ich auf längere Sicht auf jeden Fall Probleme bekommen würde. Ich bat ihn allerdings darum, die OP erst 5 Monate später, also im September 2016 vorzunehmen, da ich gerade am Anfang der neuen Leichtathletiksaison stand und lieber erst nah meinem letzten Wettkampf auf meinen Sport verzichten wollte. Mein Arzt meinte, dass das natürlich nicht optimal wäre, aber er stimmte zu und so wurde mein Termin auf den 21.09.2016 gelegt. Ich sagte ihm, dass ich schon ein bisschen Angst hatte, also empfahl er mir den erstmöglichen Termin um 8 Uhr, damit ich nicht noch den ganzen Tag auf mein Elend warten müsse. Dies stellte sich am Schicksalstag auch als goldrichtig heraus.

Die letzten Tage vor meinem Elend begann ich immer mehr an die OP zu denken und erinnerte mich an meine Schwester, die nach ihrer OP davon erzählt hatte, dass die Betäubungsspritzen bei ihr kaum gewirkt hatten und deshalb immer wieder mitten in der OP nachgespritzt werden musste. Auch die Schmerzmittel wirkten bei ihr nicht so gut, wie bei anderen, weshalb sie anfangs mehr unter den Schmerzen litt, als andere. Letztendlich bekam sie Tabletten, die auch ihr helfen konnten. Bei meinem Vater verliefen solche Betäubungen immer ähnlich und auch er baut Schmerzmittel immer sehr schnell ab. Aus diesem Grund war für mich eigentlich klar, dass es mir genauso ergehen würde. Meine einzige Angst bestand also darin, dass die Betäubung währen der OP plötzlich nachließ und ich den Eingriff spüren würde. Ansonsten hatte ich akzeptiert, dass es notwendig war und sagt mir, dass ich nicht der Erste sei, der da durchmüsse.

Am Morgen der OP stand ich auf, aß so viel ich konnte, putzte meine Zähne und fuhr mit meiner Mutter zum Arzt. Sehr schnell saß ich auch bei meinem Arzt im Behandlungszimmer und er wollte von mir wissen, ob ich noch Fragen hätte. Ich erzählte ihm von meinen Bedenken, dass die Betäubung auch wirken würde und fragte in letzter Minute noch, ob ich die Zähne vielleicht unter Lachgas entfernt bekommen könne. Leider gab es diese Option nicht, was aber im Nachhinein auch echt unnötig gewesen wäre.

Ich habe noch nie Betäubungsspritzen bekommen, also war das Gefühl ein wenig seltsam, aber nicht der Rede wert. Der Arzt ließ erstmal die Betäubung wirken und mein Kiefer begann taub zu werden. Er fragte, ob ich noch Gefühl hätte und ich dachte mir sofort auf jeden Fall! Es ist aber wohl normal, dass man erst noch ein wenig Gefühl hat und dann erst die ultimative taubmachende Spritze bekommt. So lief das an allen vier Stellen. Nicht erschrecken: oben hat man noch an einigen Stellen Gefühl, die betroffenen Stellen allerdings spürt man während des Eingriffs WIRKLICH nicht mehr. Der Arzt testete noch einmal, ob ich vielleicht doch noch Gefühl im Kiefer hatte und begann dann unten links mit der Operation. Ich hatte vom Moment der Spritzen an die Augen geschlossen und öffnete diese erst wieder, als der Eingrff vorbei war. Der Arzt kommentierte bei jedem Schritt „Jetzt sieht man den Zahn.“ oder „So der Zahn ist jetzt draußen.“. Das war echt hilfreich, da man in Etappen voranschritt und merkte, dass das Elend nicht unendlich so weitergeht. Da meine Augen zu waren, kann ich Euch nicht sagen, was für Geräte er benutzt hat. Es gab natürlich Bohrer und Zangen, aber alles in allem keine ekelhaften Geräusche.

Ich hatte während des kompletten Eingriff vollstes Vertrauen in den Chirurgen und war relativ entspannt. Der rechte untere Zahn kam als zweites dran. Dieser stellte sich als schwierig heraus und es dauerte auch am längsten, bis dieser draußen war. Mein Arzt erklärte mir, dass die Wurzeln in den vergangenen 5 Monaten relativ viel gewachsen waren und fast einen 90-Grad-Knick machten, was sehr selten ist. Außerdem konnte der Zahn durch die Blockade auf beiden Seiten nicht weiter durchbrechen, weshalb sich die Stelle schon ganz leicht entzündet hatte. Wenn Ihr keine triftige Gründe habt und auch mal auf bis zu 2 Wochen Sport verzichten könnt, dann lasst sie also gleich ziehen, wenn es euer Arzt so empfiehlt und eure Wurzeln schon vorhanden, aber noch nicht sehr lange gewachsen sind. Doch auch dieser Teil war überstanden. Als er sagte, dass er noch einmal die linke untere Wunde öffnen würde um nachzusehen, ob auch wirklich kein Splitter von der 90-Grad-Wurzel mehr in der Wunde war, machte mir das überhaupt nichts mehr aus, da ich ihm vollkommen vertraute und eigentlich keine Anspannung mehr hatte. Oben ging dann alles ganz schnell: Der rechte Zahn wurde einfach gezogen und links sagte der Arzt nach gefühlten 15 Sekunden, dass der Zahn jetzt auch draußen sei. Meine letzte Wunde wurde genäht und innerhalb von kurzer Zeit stand ich schon wieder draußen und konnte heimgefahren werden.

Ich habe erstmal nicht trinken können, weil ich einfach keine Kontrolle über meinen Mund hatte und das Wasser wieder aus meinem Mund lief. Als dann das Gefühl zurückkam, konnte ich auch schon trinken. Der ganze Stress und die fast schlaflose Nacht im Vorfeld, machten mich an diesem Tag wirklich müde, also legte ich mich sofort aufrecht ins Bett und ruhte mich aus. Nach ein paar Stunden merkte ich, dass ich leichte Schmerzen bekam und warf sofort eine Schmerztablette ein und hoffte, dass ich nicht wie meine Schwester trotzdem Schmerzen haben würde. und ich hatte Glück, meine Schmerzen waren sehr schnell wieder weg. Die gesamte letzte Woche über hatte ich eigtl nie wirklich Schmerzen. Meine Backen sind im Prinzip überhaupt nicht angeschwollen. Lediglich das Antibiotikum und die Schmerzmittel machten mich ein wenig verwirrt und benebelt, aber das legte sich nach 5 Tagen. Ich habe noch nie Schmerzmittel genommen und in Kombination mit dem Antibiotikum, war mein Gehirn wohl ein bisschen überfordert.

Ich habe die Woche damit verbracht, auf Netflix meine Serie zu gucken und sonst einfach im Bett zu liegen. Ich bin normalerweise sehr aktiv und habe bis zu 7x die Woche Training, also dachte ich, dass ich nie und nimmer so lange still im Bett liegen könnte. Aber glaubt mir, euer Körper ist genug mit der Wundheilung beschäftigt und ich zumindest habe gemerkt, dass mein Konzentrationsvermögen nicht mal im Stande war ein Gespräch zu führen, bei dem ich mehrere Sätze hintereinander sagen musste. ich verlor sofort den Faden:D Aber auch das legte sich nach 3-4 Tagen. Nach 1,5 Tagen mit Suppe und Apfelmus aß ich auch schon wieder weichere Lebensmittel.

Heute ist der Dienstag nach der OP und morgen bekomme ich meine Fäden gezogen. Ich weiß, dass niemandem die Angst genommen werden kann und ich fand diesen Spruch vorher selbst ungefähr gar nicht aufmunternd, aber es ist wirklich nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt. Versucht einfach zu akzeptieren, dass es sein muss und führt euch vor Augen, dass Ihr nicht die ersten seid, die da durch müssen. Jeder packt das irgendwie. Keine Angst also vor der örtlichen Betäubung, Ihr schafft das!



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