Hallo:)
Vorneweg einmal: Wahrscheinlich hast du deine Weisheitszahn-OP noch vor dir, egal ob 1, 2, 3 oder vier auf einmal. Glaub nicht alles, was im Internet steht, da steht auch viel Müll 😉
So nun zu mir.
Ich hatte Glück, denn bei mir mussten nur 2 Zähne (auf einer Seite) raus. Die Kieferchirurgin stellte mich vor die Wahl örtliche Betäubung, örtliche Betäubung mit Dämmerschlaf oder Vollnarkose.
Beim Dämmerschlaf bekommt man eine Spritze und ist dann benebelt, einem ist alles egal oder man schläft sogar ein, kann aber noch selbstständig atmen.
In dem Glauben „so schlimm kann es ja nicht werden“ habe ich mich dazu entschieden, dass eine örtliche Betäubung reicht.
Am Tag der OP soll man dann eine gute, ich habe sie im Spaß „Henkersmalzeit“ genannt, zu sich nehmen, damit der Kreislauf stabil ist.
Zugegebenermaßen ist dies, wegen der Aufregung, die zwar völlig normal aber dennoch vorhanden ist, nicht ganz so einfach wie es klingt.
Sobald man ins Behandlungszimmer gerufen wird, setzt der Arzt die Betäubung. Bei mir waren es 4 Stiche. Ich weiß nicht mehr genau wohin , aber eine kam in den Gaumen. Die Spritzen waren sehr unangenehm und haben ziemlich weh getan. Leider. Aber da muss man durch 😉
Danach wird ca. 5 bis 10 Minuten gewartet, bis die Wirkung vollständig einsetzt. Es ist normal, dass die Unterlippe bis zur Hälfte taub ist und auch die halbe Zunge.
Bevor der „richtige“ Eingriff beginnt, wird vereinbart, dass die linke Hand das Stoppzeichen ist. Also sobald etwas ist, man z.B. Schmerzen hat, einem übel wird etc, linke Hand heben und der Arzt hört sofort auf.
Während dem Eingriff wird man mit einem Tuch abgedeckt, welches ein Loch fürs Gesicht besitzt. Nach Wunsch werden auch die Augen abgedeckt, dann blendet die Lampe nicht und man muss nicht alles mit ansehen;)
Danach geht es los. Zuerst wird mit einem Skalpel das Zahnfleisch um den Zahn weggeschnitten. Danach kommen verschiedene Hebelwerkzeuge zum Einsatz.
Da ich am Anfang noch heftige Schmerzen hatte, spritze die Ärztin noch einmal Betäubungsmittel nach. Danach hatte ich keine Schmerzen mehr, nur noch, wenn sie sehr sehr stark gegen den Zahn gedrückt oder gezogen hat.
Das war leider auch notwendig, denn der Zahn saß sehr fest. Sobald er draußen ist, werden Rückstände aus der Wunde entfernt, diese gereinigt und danach zugenäht. Ich kann nicht genau sagen mit wie vielen Stichen, aber geschätzt zwischen 2 und 4. Vom Nähen merkt man nichts, außer dem Faden, der einem irgendwo im Mund „rumfährt“ 🙂
Die gleiche Prozedur wurde dann am oberen Zahn wiederholt, wobei dieser deutlich leichter raus ging und ich dabei auch keinerlei Schmerzen hatte.
Sobald alle Zähne raus und alle Wunden versorgt sind, wird einem noch der Mund ausgespült und man darf sich aufrichten.
Man sollte aber noch etwas sitzenbleiben und sich kurz erholen.
Es wird umgehend ein Kühlpad gereicht und ein Röngtenbild angefertigt, ob auch wirklich alles aus der Wunde entfernt wurde. Wenn dies der Fall ist, darf man nach Hause – selbstverständlich mit Begleitperson. Man bekommt ein Rezept für Schmerzmittel, einen Zettel mit Anweisungen und Empfehlungen für die nächsten Tage und ggf. eine Krankschreibung.
Für den nächsten Tag wird ein Termin zur Nachkontrolle vereinbart und in der Regel für eine Woche nach dem Eingriff ein Termin zum Fäden ziehen.
Man sollte, noch bevor die Betäubung nachlässt eine Schmerztablette nehmen und sobald man zu Hause ist, heißt es: Aufs Sofa setzen und kühlen – kühlen – kühlen.
Die Wunde kann noch ein paar Stunden bluten. Das ist völlig normal. Ihr könnt euch von euerem Arzt Mull-Tupfer geben lassen und bei Nachblutungen darauf beißen.
Die Zahnpflege fällt zwar in den ersten Tagen schwer, ist aber trotzdem wichtig. Putzt so gut es geht.
Ebenfalls schwer fällt das Essen. Besorgt euch einen Vorrat an Suppen und Brei.
Nichts großes, sperriges essen, da ihr wahrscheinlich (muss nicht immer sein) eine Kiefersperre habt, und den Mund nur ungefähr soweit aufbekommt, dass gerade ein Finger zwischen die Zähne passt.
Nun möchte ich noch etwas allgemein etwas zur Situation sagen:
Während der OP kann ein sehr unangenehmes Umfeld entstehen. Zum einen liegt man sehr tief und man hat das Gefühl kopfüber zu liegen. Und zum anderen bekommt man eben alles mit. Die Geräusche und Bewegungen des Arztes und vor allem das Geräusch, wenn der Zahn sich löst ist sehr unangenehm. Außerdem entsteht ein ziemlich starker Druck.
Diese Geräusche gehen einem nie wieder aus dem Kopf.
Alle vier nur unter örtlicher Betäubung hätte ich wohl nicht geschafft.
Deshalb empfehle ich jedem, auch denen die keine Angst vorm Zahnarzt haben, den Eingriff mit Dämmerschlaf machen zu lassen. Auch, wenn die Krankenkasse die Kosten dafür nicht übernimmt und ihr zwischen 80 und 200 Euro zahlen müsst, je nach Schwere des Eingriffs (die Krankenkasse zahlt nur, wenn ein psychologisches Gutachten vorliegt, dass du ein Angstpatient bist).
Die Wange kann bis zu drei Tage nach der OP dick werden (danach sollte die Schwellung zurückgehen.) Um dem etwas vorzubeugen könnt ihr euch Arnica aus der Apotheke holen und davon ab 3 Tagen vor der OP dreimal täglich 5 Kügelchen einnehmen (schaut auf den Beipackzettel!).
Schlafen solltet ihr etwas hochgelagert, aber das steht sicherlich alles auf eurem Zettel 🙂
So, nun hoffe ich, dass ich euch die Angst etwas nehmen konnte.
Es ist nicht bei jedem so schwere Arbeit, wie bei mir 😉 macht euch nicht verrückt.
Und denkt daran, wenn etwas ist, Hand hoch. Der Arzt legt auf euren Wunsch auch eine Pause ein.
Wenn ihr Fragen habt, stellt sie einfach in den Kommentaren:) Alles Gute und toi toi toi.