Erstmal zur Vorgeschichte:
Ich war 5 Jahre in kieferörthopädischer Behandlung. Erst lockere Spange, dann feste Spange, dann wieder lockere. Zum Ende der Behandlung hin wurde bei mir eine Frontal(-röntgen)aufnahme des Kiefers gemacht. Als ich das Bild das erste mal sah, wusste ich sofort dass die vier Zähne ganz hinten da irgendwie nicht richtig hinpassen. Und so war es dann auch. Mein Kieferörthopäde erklärte mir, ohne eine Miene zu verziehen, dass die 4 Weisheitszähne raus müssten, da sie sonst meine (jetzt geraden und schönen) Zähne verschieben würden, wenn sie irgendwann mal aus dem Kiefer wachsen.
Klasse. Man denkt man hat das Gröbste hinter sich und dann das!
Aber mir wurde ziemlich schnell klar, dass früher oder später kein Weg dran vorbei führt.
Also Verweis an den Hauszahnarzt, er soll mich zum Kieferchirurg überweisen. Als das Wort Chirurg fiel, hatte ich das erste Mal einen kleinen Anflug von Angst. Beim ersten Termin in der Praxis des Chirurgen merkte ich aber, dass man dort freundlich und verständnisvoll behandelt wird. Als der Chirurg das Röntgenbild meines Kiefer sah, meinte er dass die 4 Zähne günstig liegen und er sie warscheinlich ohne größere Probleme herausschneiden werden könne.
Günstig liegen, ohne größere Probleme – der erste Anflug von Erleichterung!
Als Betäubungsart entschied ich mich für eine Lokalanästhesie (örtliche Betäubung), da Dämmerschlaf und Narkose mir und meinen Eltern zu teuer war und ich sowas auch nicht brauche, da ich kein Angstpatient oder ähnliches bin.
Die Damen am Empfang gaben mir dann den baldestmöglichen Termin, da ich gerne Sport mache und auch Fußball im Verein spiele und darauf möglichst kurz verzichten möchte.
Am Abend vor der OP konnte ich ziemlich schlecht schlafen. Es geht halt um die eigene Gesundheit und da bekommt man dann schon Angst. Hab dann meine Musik für die OP herausgesucht und die Playlist gespeichert, dann konnte ich schlafen.
Am nächsten Morgen hab ich dann nochmals ausgiebig gefrühstückt, da dies für eine Woche oder mehr nicht möglich sein wird. Danach hab ich noch geduscht da es nach dem Eingriff äußerst unangenehm ist, sich zu waschen (kleiner Tipp an alle). Danach Handy, Kopfhörer und Kühltasche mit Kühlakkus gepackt und ab ins Auto.
Bei der Ankunft in der Praxis erkannten mich die Empfangsdamen sofort und schickten mich und meine Mutter ins Wartezimmer. Obwohl wir pünktlich waren, warteten wir noch 40 Minuten im Wartezimmer, bis mich eine Assistentin abholte und in ein „ganz normales“ Behandlungszimmer mitnahm. Hier kam dann ein jüngerer (Arzt-)Kollege des Praxisbesitzers dazu, von dem ich mir zuerst nicht ganz sicher war, ob er nun Arzt oder Assistent war. Aber nach seiner Vorstellung und der Erklärung des weiteren Vorgehens vertrautete ich ihm sofort, da er einen kompetenten Eindruck machte und ein „Ich-weiß-von-was-ich-rede“-Gefühl von ihm ausging. Das Setzten der Spritzen empfand ich dann als unangenehm aber es musste zur Schmerzauschaltung nunmal sein. Das taube Gefühl überkam mich dann eher langsam aber nach einiger Zeit dann doch schneller.
Danach ging es in den OP-Saal. Mit zittrigen Beinen legte ich mich auf die Liege und ließ mir die Augen komplett zudecken, um möglichst wenig vom Eingriff mitzukriegen.
Den Piekser mit einem nadelähnlichen Gegenstand spürte ich dann schon nicht mehr und so ging es dann auch los. Der Arzt begann mit dem rechten oberen Zahn, was gleich am längsten gedauert hat. Die Geräusche wurden von meiner Musik relativ gut überdeckt, nur das Knirschen wenn ein Zahn gelockert wurde und einen Bohrer hörte ich. Nach einiger Zeit merkte ich, wie verkrampft ich war und bewegte etwas meine Finger und Beine. Trotz des unangenehmen Gefühls von Blut und den Instrumenten des Arztes im Mund konnte ich entspannt liegen. Als dann beim letzten Zahn die Musik ausfiel, fühlte ich mich auch nicht unwohl und ertrug es noch bis zum Ende. Das Aufstehen vom OP-Tisch war eine große Erleichterung, da ich es nun hinter mir hatte.
Im Ruheraum war mir dann ziemlich langweilig. Mein Mund schmeckte nach Blut und meine Lippe fühlte sich an wie ein Luftballon, auch meine Zunge war taub. Als ich daheim versuchte etwas zu trinken, lief es mir aus dem Mund und ich spuckte ein Spucke-Blut-Gemisch in die Spüle. Die Kompressen zum Stoppen der Blutung waren störend, ich entfernte sie am Nachmittag. Trinken konnte ich noch kaum, aber am Abend (nach Nachlassen der Betäubung) war bereits wieder sprechen und trinken möglich. Meine Medikamente (mir wurde Antibiotika und Ibuprofen verschrieben) wirkten super und ich blieb weitesgehend schmerzfrei. Zähneputzen, wenn auch sehr vorsichtig, gelang mir auch schon wieder.
Am nächsten Morgen (Samstag, ein Tag nach der OP) ging es zur Nachkontrolle. Meine Backen waren zwar stärker geschwollen als nach der OP, aber blaue Flecken hatte ich keine. Der Arzt meinte, die Wunde sei bereits gut verschlossen und habe sich auch nicht entzündet.
Wieder keine Probleme – klasse!
Essen konnte ich schlecht, nur Apfelmus und Getränke gingen.
Am Sonntag hatte mein Bruder Geburtstag und es wurde gegrillt, was für mich ne echte Qual war, da ich echt gerne Fleisch esse. Doch gut gegrillten Fisch und kleine Würstchen konnte ich ohne Probleme (mit den Schneidezähnen) kauen. Außerdem war auch Brot wieder möglich, ohne die Rinde zwar, aber mir schmeckte es so gut wie nie.
Die Schwellung war unverändert, kühlen half um sie klein zu halten. Schmerzen hatte ich auch keine dank Ibu 🙂
Heute (Montag) ist die Schwellung ein bisschen kleiner und Schmerzen sind (immer noch) keine da. Essen geht wieder fast alles außer „harte“ Sachen und Fleisch sowie Milchprodukte (wegen Antibiotika).
Insgesamt lässt sich sagen:
Habt keine Angst davor und kühlt danach anständig! Wenn ihr die Tipps eures Arztes befolgt, hab ihr nichts zu befürchten. Ich bin zufrieden und froh, dass ich es nun hinter mir hab und wünsche jedem der es noch vor sich hat viel Glück & Durchhaltevermögen 🙂
Hoffe meine kleine „Geschichte“ hat euch gefallen.
Wenn ihr Fragen habt oder Kritik, kommentiert! Freu mich 😀