Auch mir haben die Berichte hier sehr geholfen (allerdings habe ich mir nur die positiven durchgelesen.. 😉 ), weswegen ich jetzt auch meine Erfahrung teilen möchte.
Schon seit Jahren wurde mir gesagt, dass zwei meiner Weisheitszähne (beide unten) rausmüssten, weil sie anfällig für Entzündungen seien. Bisher habe ich diesen Rat immer ignoriert, da ich doch ziemliche Panik vor dem Eingriff hatte und auch keine ernsthaften Beschwerden. Die Zähne hatten sich immer nur ganz leicht entzündet, und ich dachte mir, das halte ich schon aus. Vor drei Wochen wurde ich dann eines Besseren belehrt, denn der rechte untere Weisheitszahn hatte sich RICHTIG entzündet. Eine Woche sehr starke Schmerzen, Antibiotikum, Arbeitsausfall – das ganze Programm. Somit musste ich dann auch nicht weiter überredet werden – so schnell wie möglich raus mit dem Ding!
Da beide Zähne im Unterkiefer lagen, empfahl der MKG, sie nicht in einer Sitzung rauszunehmen. Also erst einmal nur der Problemzahn!
Die OP:
Sobald die Entzündung halbwegs abgeheilt war, ging es los. Der Zahn schaute nur an einer Ecke aus dem Zahnfleisch und auf dem Röntgenbild war zu sehen, dass die Wurzeln krumm wie Angelhaken waren. Es würde also eine komplizierte OP werden, dachte ich – und lag komplett daneben!
Da ich im Aufklärungsgespräch angegeben hatte, dass ich mal beim Blutabnehmen umgekippt war, wurde mir die Betäubung schon im OP-Raum an der Kreislaufüberwachung gegeben (Klipser am Zeigefinger), was ich sehr gut fand. Allerdings war der Kieferchirurg dann doch etwas verblüfft, als er meinen ENORM hohen Puls sah.. 😉 Die Betäubung selbst war gar kein Problem. Wer schon einmal beim Zahnarzt eine Betäubung bekommen hat – genau so fühlte es sich an, überhaupt nicht schlimm und nach wenigen Sekunden vorbei.
Dann zehn Minuten warten, bis die Betäubung wirkt – ich habe währenddessen Musik gehört und mich mit der Assistentin unterhalten. Dann bekam ich das OP-Tuch drübergelegt, sodass nur noch das Gesicht rausschaute, und was dann folgte dauerte maximal 5 Minuten: Zahnfleisch einschneiden, einmal um den Zahn herumfräsen, leichtes Drehen, Zahn zerteilen, ziehen, nähen. Fertig. Unangenehme Gerüche oder Geschmack habe ich nicht bemerkt, ebenso keinerlei Druck, da der Zahn sanft rausgedreht und nicht rausgerissen oder -gebrochen wurde. Auch keine unangenehmen Geräusche: das angkündigte ‚laute Knacken‘ beim Ziehen war in etwa so, als würde man eine Tafel Schokolade durchbrechen. Am unangenehmsten fand ich die Vibrationen von der Fräse (?), aber das war auch absolut auszuhalten und schnell vorbei.
Ich spürte die ganze Zeit einen Mini-Schmerz, eher ein leichtes Ziehen, im Bereich der Wange. Das sagte ich auch, worauf der MKG noch einmal testete, ob Zahn und Zahnfleisch taub wären (waren sie), und meinte, das wäre normal. War auch wirklich kein Problem!!
Dann bekam ich noch etwas zum Draufbeißen und nach 10 Minuten Wartezeit war ich entlassen.
Nach der OP:
Bereits in der Praxis merkte ich, wie der Schmerz stärker wurde und dachte nur: oje, wenn ich jetzt schon was spüre, wie soll es erst werden, wenn die Betäubung nachlässt? Ich fing sofort an zu kühlen und nahm eine IBU 400. Damit ließ der Schmerz schnell nach. Zu Hause angekommen, hieß es kühlen, kühlen, kühlen. Die Betäubung ließ nach und siehe da: keine Schmerzen. Keine Schwellung. Wirklich nichts! Es zwickte und zwiebelte, wenn ich den Wundbereich berührte (z.B. beim Kauen), aber sonst hatte ich ÜBERHAUPT KEINE Schmerzen und das blieb auch so. Die vorherige Entzündung war viel, viel schlimmer! Ich hatte lediglich eine leichte Kiefersperre.
Abends gab es dann zermatschte Banane und Kartoffelbrei und noch eine IBU 400 (aber eher präventiv). Am nächsten Tag: keine Schmerzen, keine Schwellung, bis heute (Tag 4 nach der OP).
Die einzige ‚Komplikation‘ ergab sich, als ich am Tag nach der OP vor lauter Übermut schon wieder Brot aß und dabei wohl etwas zu wild gekaut hatte: es ziepte kurz und daraufhin spürte ich, wie ein Ende des OP-Fadens in meinem Mund herumflatterte. Panik!! Ein Anruf bei der Praxis ergab aber, dass das nicht schlimm sei. Solange es nicht wehtat und nicht blutete, sei das kein Problem. Ich kaute und schluckte die nächsten Tage aber trotzdem extra-vorsichtig, man weiß ja nie. 😉 Am Tag 3 nach der OP begann ich wieder, im Home Office zu arbeiten. In vier Tagen werden die Fäden gezogen und dann war es das hoffentlich.
Fazit:
– Vorbereitung für die OP: organisiert eine Begleitung, nicht nur für die OP, sondern auch für die 24 Stunden danach. Es ist nicht unbedingt nötig, aber man fühlt sich einfach besser. 🙂 Kauft ordentlich Suppe, Kartoffelbrei, Pudding, Soja-Joghurt, Saft und Tee ein (und Coolpacks! Ich hatte 6 im Kühlschrank). Nehmt euch Musik mit, beruhigt zumindest beim Warten (bei der OP selbst fand ich es eher verwirrend, da ja auch der Arzt mit euch spricht). Und falls ihr Schisser seid wie ich: vereinbart ein Vorgespräch, wo ihr den MKG und die Praxis kennenlernen und Fragen loswerden könnt. Beruhigt ungemein!
– Alle raus oder nacheinander? Ich muss sagen, dass ich sehr sehr froh war, dass mir zunächst nur ein Zahn gezogen wurde und nicht beide auf einmal. Die OP ging super schnell, und die Heilung war schnell und unkompliziert, und auch auf ein Antibiotikum konnte verzichtet werden. Bei zwei (oder mehr) Löchern im Kiefer hat der Körper halt schon etwas mehr zu tun. Es ist wahrscheinlich Typsache: Wenn ihr lieber alles auf einmal erledigen wollt, ist das natürlich auch in Ordnung. Wer wie ich lieber mehrmals hingeht, aber dafür mit weit weniger Komplikationen rechnen kann, dem empfehle ich mehrere Sitzungen. 🙂
– Abwarten trotz Entzündungsneigung? NEIN. Nehmt ihn raus, so schnell wie möglich. Zum Vergleich – Entzündung: 4 Tage starke bis sehr starke Schmerzen, nur mit ständigem Schmerzmittel auszuhalten, Schwellung, essen/schlafen/sprechen ging nicht wegen der Schmerzen, 10 Tage Hammer-Antibiotikum mit entsprechenden Nebenwirkungen, 1 Woche (ungeplanter) Arbeitsausfall, Gefahr der Zystenbildung und Knochenentzündung. OP: 1 Stunde leichter Schmerz, danach keine Schmerzen, keine Schwellung, durchschlafen, 2 entspannte Tage auf dem Sofa, arbeitsfähig nach 3 Tagen, kein Antibiotikum, Entzündungsgefahr für immer erledigt.
Entscheidet selbst und viel Glück! 🙂