Jetzt war es also soweit: Vier Jahre hatte ich mich nun gewunden und immer eine neue Ausrede bei meinem Zahnarzt benutzt um meine Weisheitszähne noch behalten zu können (eigentlich um diese ganze Prozedur zu vermeiden) – aber dabei hatte ich nicht damit gerechnet dass es ja oft einen guten Grund für die Entfernung gibt.
Ich hatte also für ungefähr 2 Wochen ein übeles Drücken im Kiefer und wie sich dann später herausstellte auch Eiter. (Meine Zähne sind auch noch nicht durchgebrochen) Nun ja, dann muss es wohl sein…
Als richtigen Zahnarzt-Angsthasen hat mich ab diesem Zeitpunkt die blanke Panik gepackt und alleine das Warten im Wartezimmer hat mich 15 Jahre in meiner Entwicklung zurückgeworfen. Dazu muss man sagen ich hatte noch nie eine Spritze ins Zahnfleisch bekommen und auch noch keine Wurzelbehandlung oder etwas ähnlich schlimmes!
Vorher musste ich eine Kortisontablette nehmen – sicherlich wegen des Eiters. Die Betäubungsspritzen waren zwar unangenehm aber durchaus erträglich, mein kompletter Unterkiefer + Zunge, Lippe und alles was dazugehört ist in wenigen Augenblicken so taub dass es fast unmöglich ist zu reden oder auszuspülen (wie es von mir verlangt wurde ^^).
Und ab hier klingt es ganz anders als die Geschichte meiner Schwester die dasselbe 2 Wochen vor mir in der gleichen Arztpraxis durchmachen musste: Statt eines leichten Drucks hatte ich das Gefühl mir würde der Kiefer gebrochen und das gleich 3 mal innerhalb von 7 Minuten – also wenigstens ging es schnell und ich musste nicht ewig leiden. Tamponaden rein, Mund sauberwischen und dann hoffen dass der Speichel nicht sofort in strömen anfängt zu laufen 😉
Mit Coolpacks und dem Hinweis gleich nach der Ankunft Zuhause die erste Tablette (Antibiotikum) einzunehmen durfte ich also endlich die Heimreise antreten. An trinken ist für ca 2 Stunden nicht zu denken und danach auch nur weil ich meine Unterlippe festhalte um das Auslaufen der Flüssigkeit zu verhindern. Auch mit dem essen sieht es noch nicht so gut aus. Habe mich zwar mit Suppe und Babygläschen vorbereitet aber das ist nicht so einfach wenn man seinen Mund nicht fühlen kann!
Heute, 7 Tage nach der Op, habe ich alle Stadien durchlebt. Von ‚ist ja garnicht so schlimm‘ bis hin zu ‚ich will endlich wieder normal essen‘. Das Schlimmste für mich ist egal was ich esse, ich traue mich nicht es richtig zu kauen. Genauso sieht es mit dem Zähneputzen aus weil ich den Mund noch nicht uneingeschränkt öffnen kann und logischerweise nicht zu nah an die Wunde heranputzen will. Manchmal tut das Sprechen weh, sogar das Lachen zieht an allen Wunden.
Gestern habe ich die Fäden (+ Reste meines Mittagessens) gezogen bekommen – alles andere als schmerzlos aber wieder relativ schnell. Jetzt habe ich noch die ‚Verbände‘ drinnen die ich schlecht von Essensresten unterscheiden kann und habe Angst davor auch diese wieder entfernt zu bekommen weil ich dazu auf dieser Seite nichts finden konnte. Ich musste mir einen 3. Termin geben lassen – scheinbar findet es der Kieferchirurg witzig mich leiden zu sehen – dann kommen die ‚Verbände‘ raus.
Mein Fazit ist: nicht die Entfernung ist das schlimmste sondern die Tage danach. Wenn man sich ordentlich mit Ibuprofen ausrüstet (max. 3 täglich bei 600 mg) dann kann man es aushalten – man muss ja auch!
Ich wünsche allen denen es noch bevorsteht gute Nerven, viel Kraft und jemanden der euch ein bisschen pflegen und unterstützen kann so wie das mein Mann bei mir gemacht hat ^^ Alles Gute und viel Glück!