Tom, 33: „Der ist nah an einem Nerv“

Tom, 33: "Der ist nah an einem Nerv"

Letzte Woche Donnerstag bin ich wegen Schmerzen an einem Backenzahn zum Zahnarzt gegangen – ich dachte, ich habe mir etwas reingebissen oder halt eine Karies-Stelle.
Doch nach einer kleinen Kontrolle (Drücken gegen den Backenzahn und ein Stöhnen meinerseits, anschließend Röntgenbild) stand fest, daß der Weisheitszahn der Übeltäter war: Er lag größtenteils flach im Zahnfleisch und drückte auf die Wurzeln des banchbarten – und dadurch schmerzenden – Zahns.

Also schnell beim empfohlenen Kieferchrirurgen angerufen und einen Termin für Montag ausgemacht – „Zum Vorgespräch und evtl. mehr“, den Fragebogen (Allergien, Medikamente, …) und entsprechend der Tipps hier vorgesorgt (IBU, Coolpacks, Suppen).

Am Montag saß ich also um 15 Uhr entspannt am Behandlungsstuhl und wurde gefragt, ob wir denn gleich die zwei Weisheitszähne rechts entfernen sollten (Für vier Zähne hatte der Arzt wegen des „spontanen Termins“ keine Zeit). Naja, Schmerzen erleichtern einem die Entscheidung…

Also bekam ich ein paar Spritzen (3 oder 4) gesetzt – das war entgegen einiger Stimmen hier überhaupt kein Thema (weniger als eine Spritze im Arm).
Während ich also wartete, daß die Betäubung wirkte, und meinen iPod vorbereitete, kamen aus dem Nachbarzimmer laute Schreie – laut Arzthelferin wurde auch dort erst einmal gespritzt. So unterschiedlich sind also scheinbar die Empfindungen…

Als alles vorbereitet war – Werkzeug hergerichtet, ich mit dem sterilen Tuch auf der Brust versehen und mit dem iPod verkabelt – wurde mir das Tuch übers Gesicht gelegt und ich startete den iPod, nicht allzu laut.

Der Arzt begann mit dem oberen Zahn, der bereits ein Stück aus dem Fleisch gewachsen war und schön gerade stand. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Musik (italienischen HipHop). Klar spürte ich die Aktionen des Arztes, aber eben nur indirekt, sprich ohne Schmerzen. Nach nicht mal 5 Minuten war dieser Zahn auch entfernt (Kommentar des Arztes: „Den haben wir schon mal!“) und es ging zu „Runde 2“, dem unteren Zahn.

Auch dort begann alles vollkommen harmlos – was sich noch ändern sollte…
Der Arzt bohrte, schnitt und ruckelte am Zahn, ehe er mir kurz erläuterte, daß das gleich folgende Knacken nichts Schlimmes sei – zur Schonung des Kieferknochens werde er den Zahn zerbrechen. Man erschrickt zwar trotzdem leicht bei einem Geräusch, als würden Knochen brechen, aber man spürt nichts.
Bei all diesen Innengeräuschen drehte ich die Musik deutlich lauter und unterhielt scheinbar zumindest das Zimmer (Frage des Arztes: „Was ist denn das für Musik? Die kenne ich ja gar nicht!“) und im worst case gar die ganze Praxis – logischerweise ohne daß die Musik diese Geräusche komplett übertönte.

Nach rund 10 Minuten Arbeiten am unteren Zahn spürte ich einen Schmerz vom Kopf bis zu den Beinen und wäre am liebsten laut schreiend vom Behandlungsstuhl gesprungen – was aber wohl eine schlechte Idee wäre…
Arzt und Arzthelferin drückten mich wieder auf den Stuhl, zogen mir einen Ohrstöpsel raus und der Arzt erklärte seelenruhig: „Das wußte ich, daß der Probleme macht – der ist nah an einem Nerv und strahlt halt aus. Aber da müssen wir jetzt durch!“.

Schweißgebadet versuchte ich, mich abzulenken – und es gelang! Nach ein paar Minuten war auch der Zahn ohne weitere Komplikationen raus und es stand nur noch das Nähen an („Jetzt lassen Sie mal schön die Zunge weg, sonst nähe ich sie Ihnen an die Backe!“ schmunzelte der Arzt).
Nach Entfernen des Tuchs und der Werkzeuge sah der Arzt mich schweißgebadet an und meinte augenzwinkernd: „Sie schwitzen ja – dabei habe ich ja gearbeitet!“.

Anschließend standen nur noch Erläuterung der Verhaltensregeln und Krankschreibung sowie eine Terminvereinbarung zu Kontrolle und Fädenziehen (nächsten Mittwoch) auf dem Programm.

Zusammenfassend kann ich sagen, daß die gute Betreuung durch sympathisches Personal vieles erleichterte und ich das „Gut“ nur wegen dem „Der ist zu nah am Nerv“-Zahn nicht gebe.

Naja, jetzt habe ich auf der anderen Seite auch noch 2 Weisheitszähne, die ähnlich liegen – und mir graut davor, wenn auch hier der Zahn wieder am Nerv liegt…
Aber so, wie ich am Montag von der Pritsche aufstand, hätte ich alle 4 Zähne auf einmal nicht geschafft 🙁

Die letzten Tage brachten dank intensivem Kühlen schnelle Besserung, so daß ich mich von Suppe (Montagabend, Dienstagmittag) über Schinkennudeln (Dienstagabend, Mittwochmittag), „süßen Stuten“ (süßes, weiches Toastbrot; Mittwochfrüh) und weiche Semmeln mit Marmelade (heute Morgen) schon zu Wollwürsten mit Kartoffelpüree und Salat hochgearbeitet habe.
Die rechte Backe ist nur noch leicht dicker als die linke – was aber wegen der Bartstoppeln (Rasieren ist unangenehmt!) gar nicht so auffällt 🙂

Ein kleiner Tipp noch: Schützt Eure Bettwäsche! Ich habe mein Bett nämlich in der ersten Nacht mit Blut versaut…

Wer seinen Eingriff noch vor sich hat: Viel Erfolg und danach gute Besserung!



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